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Schweißer werden händeringend gesucht, nun droht dem AMS genau für Facharbeiterausbildung das Geld auszugehen.

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Wien – Arbeitgeber schlagen regelmäßig Alarm: Gut ausgebildete Fachkräfte seien kaum zu finden. Laut einer aktuellen Umfrage des Beratungsunternehmens EY büße bereits über die Hälfte der mittelständischen Betriebe Umsatz ein, weil geeignetes Personal fehle.

Ebenso regelmäßig versprechen Politiker Abhilfe, doch nun zeigt ein aktueller Budgetplan aus dem Arbeitsmarktservice (AMS), der dem STANDARD vorliegt: Ausgerechnet bei jenen Förderungen, die der Facharbeiterausbildung dienen, könnte gespart werden.

Ursache sind von der Regierung verhängte Kürzungspläne, die eigentlich eine ganz andere Gruppe treffen sollen. ÖVP und FPÖ wollen das heurige Förderbudget des AMS gegenüber der Zusage der alten Koalition aus dem Herbst 2017 um 588 Millionen Euro beschneiden, im Auge haben sie dabei unter anderen Programme für Flüchtlinge. Die Ausgaben für das aus diversen Angeboten bestehende Integrationsjahr sollen von 100 auf 50 Millionen sinken, für die Förderung Asylberechtigter via Qualifizierungsmaßnahmen und Deutschkurse sind nur mehr 20 statt 55 Millionen eingeplant.

Fachkräftestipendien im Visier

Der jäh verhängte Sparkurs bringt das AMS in die Bredouille. Denn die Jobvermittler vergeben Kurse ja nicht von einem Tag auf den anderen, sondern planen mit Vorlaufzeit – und haben für heuer eben mit einem weitaus großzügigeren Budget gerechnet. Die 50 Millionen für das Integrationsjahr sind schon jetzt fast gänzlich ausgeschöpft, die 20 Millionen für die Qualifizierungsmaßnahmen und Deutschkurse sogar weit überschritten: 65 Millionen hat das AMS angesichts des großen Bedarfs für heuer bereits an Förderungen für Asylberechtigte zugesagt. Dafür hätte schon der alte Budgetvoranschlag knapp nicht gereicht, nun aber beträgt die Lücke 45,6 Millionen.

Das Geld muss an anderer Stelle abgezwackt werden. Wie DER STANDARD erfuhr, hat das AMS nun einen konkreten Vorschlag ausgearbeitet: Die Fachkräftestipendien, die etwa Berufsumsattlern beim Sprung auf ein höheres Qualifikationslevel helfen sollen, dürfen demnach nur mehr 16 statt 41 Millionen kosten, die mit 19,1 Millionen dotierte Facharbeiterintensivausbildung plus soll ganz gestrichen werden. Geringfügig gekürzt wird überdies das Unternehmensberatungsangebot Impuls plus.

Verwaltungsrat am Mittwoch

Am AMS bestätigt man diese Rechnung, relativiert aber: "Das ist ein Vorschlag von vielen." Diskutiert wird dieser am Mittwoch in einer Sitzung des Verwaltungsrats, des obersten Organs der Institution.

Wird der Plan umgesetzt, läuft das im Fall der Fachkräftestipendien auf eine abgeblasene Offensive hinaus, aber nicht auf eine reale Kürzung. Im Vorjahr hat das AMS unter diesem Titel elf Millionen ausgeschüttet, also noch weniger. Die Einsparung ergibt sich "nur" im Vergleich zum Voranschlag – ein Umstand, der für das gesamte AMS-Budget gilt. Laut Regierungsplan soll dieses 1,355 Milliarden betragen: Das ist weniger als in den Voranschlägen für heuer (1,944 Milliarden) und das Vorjahr (1,545 Milliarden), aber mehr als die tatsächlichen Ausgaben 2017 von 1,326 Milliarden. (Gerald John, 14.3.2018)