Geht es nach OMV-Chef Rainer Seele, soll die OMV ihr Raffineriegeschäft in Asien-Pazifik ausbauen.

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Beim Öl- und Gaskonzern OMV stehen die Zeichen auch im Raffinerie- und Petrochemiebereich auf Expansion. Zwar gehe der Kraftstoffverbrauch in Europa tendenziell zurück, wie OMV-Generaldirektor Rainer Seele bei der Präsentation der neuen, bis 2025 reichenden Unternehmensstrategie am Dienstag in London sagte. Dafür steige der Bedarf an Mineralölprodukten sowie an hochwertigen Kunststoffen insbesondere in Asien stark an. Dem wolle man durch stärkere Präsenz ebendort Rechnung tragen.

Damit kassiert die 2015 angetretene neue OMV-Führung unter Rainer Seele einen weiteren Puzzlestein aus jener Strategie, die Seeles Vorgänger Gerhard Roiss 2011 dem Konzern verordnet hatte: Raffineriegeschäft auf Sparflamme, weil sich damit nicht substanziell viel Geld mehr verdienen ließe. In der Zwischenzeit hat sich das Umfeld verändert, Überkapazitäten im Raffineriebereich sind weitgehend vom Markt verschwunden, die Raffineriemargen zeigen sich weitgehend robust.

Kostendisziplin

"Die Musik spielt künftig im asiatisch-pazifischen Raum", sagte Seele. Ein Erfolgsgeheimnis, das es erleichtert habe, Österreichs größten Industriekonzern wieder ins Geldverdienen zu bringen, sei neben einer strengen Kostendisziplin auch und gerade die starke Integration der verschiedenen Unternehmensbereiche. "Ist der Ölpreis niedrig, verdienen wir vergleichsweise mehr im Downstream-Bereich (Raffinerie, Vertrieb, Marketing, Anm.). Ist der Ölpreis hoch, profitieren wir von Upstream (Öl- und Gasproduktion; Anm.). Daran wollen wir festhalten", sagte Seele. Tendenziell werde die OMV aber "gaslastiger", als sie es heute ist.

Entfallen derzeit rund 52 Prozent der Gesamtförderung der OMV von etwa 350.000 Fass Öläquivalent am Tag auf Rohöl und 48 Prozent auf Erdgas, werde mit Realisierung der nächsten Förderprojekte der Gasanteil auf 50 bis 60 Prozent steigen. Bis 2025 strebt das OMV-Management fast eine Verdoppelung der Produktionsmenge an Kohlenwasserstoffen auf etwa 600.000 Fass (je 159 Liter) Öläquivalent an. Aus Russland allein dürften dann etwa 150.000 Fass am Tag stammen.

Libyen mit Potenzial

Auch in Libyen sieht der für das Upstream-Geschäft zuständige Vorstand Johann Pleininger ein für die OMV realisierbares Potenzial von bis zu 50.000 Fass am Tag. Im Vorjahr konnte die OMV im Schnitt 25.000 Fass am Tag aus libyschem Wüstenboden holen, dieselbe Menge sollte es heuer sein.

Neben den Kernregionen Österreich/Rumänien, Nordsee und Russland, wo der geplante Abtausch einer OMV-Nordseebeteiligung mit einem Gazprom-Feld in Westsibirien bis Jahresende unter Dach und Fach sein soll, will die OMV produktionsseitig auch im Mittleren Osten und in Neuseeland aktiver werden. Insgesamt will der Konzern bis 2015 zehn Milliarden Euro für Zukäufe ausgeben, je zur Hälfte im Upstream- und Downstream-Bereich.

Derzeit verfügt die OMV an den Standorten Schwechat, Burghausen (Deutschland) und Petrobrazi (Rumänien) über Raffineriekapazitäten von knapp 18 Millionen Tonnen. In Asien will die OMV Beteiligungen an bestehenden integrierten Raffinerie- und Petrochemiestandorten sondieren. In Schwechat käme ein Ausbau der Petrochemie erst nach der für 2024 geplanten Generalrevision infrage. (Günther Strobl, 13.3.2ß18)