Bild nicht mehr verfügbar.

Beim Einsammeln von Geld hatte N26 noch nie Probleme: Nun hat das Start-up offenbar einen dicken Fisch aus China an der Angel. Mit frischem Kapital soll die weitere Expansion finanziert werden.

Foto: Reuters/Axel Schmidt

Wien – Es kommt nicht alle Tage vor, dass Österreicher eine Branche ordentlich aufwirbeln. Valentin Stalf und Maximilian Tayenthal sind auf dem besten Wege, neue Maßstäbe in der Finanzwelt zu setzen. Mit ihrem Start-up N26 stehen sie gerade vor ihrem größten Coup. Still und leise bereiten sie einen Deal vor, der zu den größten jemals in Europa durchgeführten Fintech-Finanzierungsrunden zählen dürfte. Insider berichten von einem dreistelligen Millionenbetrag, den die Smartphonebanker gerade aufstellen.

Nicht minder spektakulär ist die Herkunft des Geldes. Nach STANDARD-Informationen wird die Kapitalaufbringung vom chinesischen Internetkonzern Tencent angeführt. N26 will "Marktgerüchte nicht kommentierten", wie eine Sprecherin erklärte. Tencent ist das führende chinesische soziale Netzwerk und hat Facebook zu Jahresbeginn mit einem Börsenwert von 500 Milliarden Dollar überholt.

Aus einer Karte für Teenager ...

Stalf und Teyenthal hatten einst eine Idee, aus der sich die heutigen Dimensionen von N26 nur mit viel Fantasie ableiten lassen. Mit der Teenagerkarte Papayer erhielten Eltern ein Tool, mit dem sie einen Überblick erhielten, wie ihre Kinder das Taschengeld ausgeben. Das gefiel auch vielen Erwachsenen, vor allem weil die Übersicht über Ausgaben und Einnahmen gut ankam. Und so wurde aus Number 26, wie das Unternehmen damals hieß, erst ein Gratiskonto, später eine Bank.

Bild nicht mehr verfügbar.

N26-Gründer Valentin Stalf.
Foto: Reuters/Axel Schmidt

Geld wird mit Zusatzdiensten verdient, die dank der Reichweite und des Finanzzuschnitts von Dritten über die Plattform angeboten werden. Und auch im direkten Bankgeschäft ist nicht immer alles gratis: Für einen Shitstorm sorgte N26, weil von Kunden, die zu oft Geld abheben, ein Beitrag verlangt wurde und wird. Doch letztlich geht es dabei um wenig, groß sind dafür die Ambitionen, über Wachstum so viele Kunden anzusprechen, damit die Plattform für andere Anbieter attraktiv wird.

... wurde eine eine führende Big-Data-Bank

Zudem ist das Unternehmen für das Geschäft mit Big Data prädestiniert. Auch künstliche Intelligenz zur Betrugsprävention lässt sich dank der Informationen über Transaktionen gut entwickeln.

Bild nicht mehr verfügbar.

N26-Gründer Maximilian Tayenthal.
Foto: Reuters/Axel Schmidt

Mit dem Wachstum hatte N26 bisher keine Probleme. 750.000 Kunden zählt das Unternehmen, täglich kommen 2.000 hinzu. In 17 europäischen Ländern ist das Start-up aktiv, Großbritannien und die USA sollen als nächste Märkte folgen. Dass mit dem neuen Investor auch China eine Option sein könnte, darüber wird spekuliert. Dort hat N26 schon lange einen Verbindungsmann sitzen. Li Ka-shing, der reichste Asiate der Welt und Chef des Telekomkonzerns Hutchison, zählt über einen Fonds ebenso wie Axel Springer und Peter Thiel zu den Investoren des Start-ups.

Wehmut wegen Abgangs nach Berlin

In Österreich verfolgen manche Wegbegleiter die N26-Story mit etwas Wehmut. Nach der Gründung gingen Stalf und Tayenthal nach Berlin, wo Venture-Capital viel leichter aufzustellen ist und die Kontoeröffnung per Video von Anfang an kein Problem war. Acht Minuten benötigt man dafür, der Weg in die Filiale entfällt. Seit N26 über eine Vollbanklizenz verfügt, gibt es kaum noch Grenzen. Einlagen, Kredite, Wertpapiertransaktionen zählen zum Standardprogramm. (Andreas Schnauder, 14.3.2018)