Maxi Blaha als Emilie Flöge, die Gustav Klimt "Midi" nannte.

Foto: Georg Buxhofer

Wien – Die ganze Welt mindestens kennt Gustav Klimts Kunstwerke. Jetzt soll sie eine der Frauen dahinter kennenlernen. Nach dem Oberen Belvedere plant Maxi Blaha, mit ihrem Solo Emilie Flöge – Geliebte Muse Station auf dem halben Erdball zu machen. Die echten Klimts, die hier in Wien hängen, kann sie dorthin zwar nicht mitnehmen. Aber die, die sie als Anschauungsmaterial braucht, hat sie als Bildchen dabei.

Zum Einstand liest sie uns die schwülstigen Nachrufe der Wiener Gesellschaft auf den Trendsetter, das Genie Gustav Klimt, aus der Zeitung vor. Im Februar vor 100 Jahren ist der Maler gestorben. "Die Midi soll kommen", sollen seine letzten Worte gewesen sein. "Midi" war sein Kosename für Flöge. Aber sie sei kein Hund und lasse sich nicht rufen wie einer; sie, die Geschäftsfrau, das Gesamtkunstwerk, die Künstlerin.

Maxi Blaha war für "Süße Wiener Dunkelheit / tiefheller See" ("That Sweet Viennese Darkness") schon einmal Emilie Flöge.
Maxi Blaha

In dem von Penny Black für Blaha geschriebenen Text ringt Emilie Flöge mit sich. Sie behauptet sich als eigenständige Frau und erfolgreiche Modemacherin, die sie war, und hängt doch als Liebende sehr an Klimt, dem Frauenhelden.

Das Klimt-Porträt von ihr im Wien Museum aus dem Jahr 1902 verreißt sie: kein Busen, keines meiner Kleider an ... eine bildgewordene Provokation! Dann erinnert sie sich wieder ans gemeinsame Bootfahren am Attersee – so langsam, dass der Gustav die Umgebung skizzieren konnte.

Freigeist und Vorreiterin

Sie rollt ihr Leben auf. Mit ihren zwei Schwestern, nach dem Tod nur noch mit einer davon, betrieb Flöge (1874-1952) einen Modesalon in der Mariahilfer Straße und vertrieb dort teuer Reformkleider. 80 Näherinnen hatten sie engagiert, Inspirationen holte sie sich aus Paris. Jedes Kleid erlaubte absolute Bewegungsgfreiheit. Und damit Ebenbürtigkeit gegenüber dem Mann. Eine Vorreiterin.

Der Informationswert ist aber nur das eine. Blaha ist als Flöge energisch und bravourös. Georg Buxhofer untermalt am Bass nicht minder mal flott, mal vergnügt, mal schwelgerisch oder sentimental die einstündige Vorstellung.

Geschickt vermischt das Stück die äußere (die beiden Kriege, die Flucht ihrer jüdischen Kundschaft nach dem Anschluss) und Flöges innere Welt. Heidelinde Leutgöbs Inszenierung sitzt keinem falschen Pathos auf, hat Witz, das richtige Tempo, wechselnde Stimmungen. Bravo. (Michael Wurmitzer, 14.3.2018)