A

Rückwärtsgang: Katy Perry schaut modisch zurück in der Achtziger.

Es ist wie verhext. Die Achtzigerjahre sind so präsent wie lange nicht mehr. Vielleicht auch, weil viele dieses Jahrzehnt gar nicht miterlebt haben: Es sind vor allem die Millennials, die den Kassettenrekorder für sich entdecken und vor Netflix-Retroserien wie "Stranger Things" hängen. Für eine stilsichere Teilhabe hält die Mode jedenfalls schon die Schulterpolster bereit. Dass die kein Muss sind, bewies zuletzt Katy Perry, Jahrgang 1984, auf einer Party in Los Angeles (im Bild): violette Lidschatten, einseitiger Ohrring, blondierte Kurzhaarfrisur, Pumps, bezogen mit pinkem Satin. Das passende Kleid, einen tomatenroten Rüschentraum, lieferte die britische Designerin Stella McCartney. Wer meint, so was gehe nur auf peinlichen Eighties-Partys in der Fledermaus raus: nix da!

B

Die Fliege machen mit Matrix-Brillen von Prada.
Foto: Hersteller

Erinnert sich noch wer an den Hacker Neo aus "Matrix"? Keanu Reeves verkörperte Ende der 1990er den Mann mit dem schwarzen Ledermantel, die schmale Sonnenbrille saß wie ein Insekt vor seinen Augen. Jetzt sind die schnittigen Brillen wieder da – zum Beispiel bei Prada (siehe Bild), wo gerade in Richtung der Neunzigerjahre, der Hochzeit des Unternehmens, geschielt wird. Models wie Gigi Hadid tragen die Teile bereits rauf und runter. Und Kim Kardashian. Ehemann Kanye West soll ihr in einer E-Mail nahegelegt haben, dass große Brillen out seien. Seither zieren Kardashians Gesicht Insektenbrillen. Und wir? Brauchen für solche Tipps sicher keinen Ehemann.

C

Wenn gerade Hamsterkäufe getätigt werden, dann von eingefleischten Céline-Fans. Unter der Designerin Phoebe Philo hatte sich das französische Modehaus in den letzten Jahren zum Lieblingslabel all jener Fashionistas entwickelt, die sich lieber lockere Hemdblusen überwerfen, als ihr Dekolleté freizulegen. Seit nun mit Hedi Slimane (einem Anhänger bloßer Sexyness) der Nachfolger der Designerin verkündet worden ist, ist die Frühjahrskollektion die letzte Rettung für hochgradig Infizierte!

D

Die Ausstellung "Abba, Super Troupers" (noch bis Ende April im Londoner Southbank Centre geöffnet) gibt die Richtung vor. Der Disco-Glamour ist zurück, kaum ein Designer will auf Pailletten verzichten, der britische "Vogue"-Chefredakteur Edward Enninful gab mit einem formvollendeten Seventies-Make-up des Models Adwoa Aboah auf seinem ersten "Vogue"-Cover die Richtung vor: grün-blauer Lidschatten, Turban drüber, fertig!

E

Sonnenmütze von Dior: Pastellfarben wie in Wes Andersons "Grand Budapest Hotel".
Foto: Hersteller

Wenn es nach der Mode geht, muss die rosarote Brille in den kommenden Monaten nicht abgenommen werden: Die Welt darf aussehen wie in Jacques Demys fantastischem Musicalfilm "Die Regenschirme von Cherbourg". Oder wie in Wes Andersons "Grand Budapest Hotel": Pastelltöne und Eiscremefarben, so weit das Auge reicht. In der Mode ist eine von Andersons eifrigsten Gehilfinnen in diesem Frühjahr Victoria Beckham. Die Britin setzt auf Himbeerrosa, Erdbeere und obendrauf eine Kugel Vanille. Und dazwischen? Wird der Vollständigkeit halber ein Stück Himmelblau (hier als Sonnenmütze von Dior, im Bild) geschummelt.

F

Zugegeben, die Hochzeit des wilden Gefransels ist eine Weile her. Vor einem halben Jahrhundert flogen den Fransen die Herzen zu, und schuld daran waren keine Geringeren als Winnetou, Old Shatterhand und Nscho-tschi. Die "Winnetou"-Verfilmungen wurden zu Kassenschlagern, und die Kostüme von Pierre Brice, Lex Barker und Marie Versini vermittelten damals einer ganzen Generation während der Schlachten mit den Sofakissen dieses unbestimmte Gefühl von Freiheit. Heute sehen die Fransenkleider (zum Beispiel zu sehen bei Bottega Veneta) etwas anders aus, eines aber ist gleich geblieben: Fransen entfalten ihren Reiz erst in Bewegung.

G

Die Farbe dieses Frühjahrs: Gelb (hier von Kopf bis Fuß bei Weekday).
Foto: Weekday

Die dänische Bloggerin Pernille Teisbaek macht es auf dem Cover ihres neuen Buches (siehe I, Influencerin) vor: Frau trägt Gelb – zumindest wenn es nach den Herstellern (wie Weekday, siehe Jeans-Ensemble) geht. Der Rest muss im Individualfall vor dem Spiegel verhandelt werden, denn Gelb (von Dotter bis Zitrus), das sollte nicht verschwiegen werden, ist einer dieser launischen Begleiter: Die einen lässt es mit einem Schlag blass aussehen, die anderen erstrahlen in ihm. Es kann sich lohnen, mit einem Accessoire loszulegen.

H

Es mag etwas bestimmt klingen, doch Tatsache ist: Ein neuer Hosenanzug sollte in diesem Frühjahr drin sein. Es wäre zu schade, die vielen neuen Modelle links liegen zu lassen. Sinnvollste Investition: ein mausgraues, schulterverstärktes Modell von Céline. Das könnte (siehe C, Céline) noch ein Sammlerstück werden.

I

Wenn Influencerinnen Bücher schreiben: Die Dänin Pernille Teisbaek hat's getan.
Foto: Knesebeck Verlag

Sie kommt aus Dänemark, hat heute über 500.000 Follower auf Instagram und wird für ihren gleichermaßen reduzierten wie verspielten Stil bewundert: Pernille Teisbaek ist Influencerin und Neomama, jetzt hat sie einen Ratgeber herausgebracht. Dort erklärt sie auf knapp 200 Seiten (wie es für einen Social-Media-Star üblich ist) mithilfe jeder Menge Bilder, wie man "skandinavisch, entspannt, selbstbewusst" aussehen kann. Und weil das Zuhause (siehe Z) die Erweiterung des Stilkosmos ist, gibt sie nebenbei noch Einrichtungstipps. Das kann so schlecht nicht sein.

J

Jogginghosen sehen nicht mehr grau aus, sondern flattrig und kurz (hier bei Fenty Puma).
Foto: Fenty/ Puma

Jogginghosen sind heute nicht mehr das, was sie einmal waren. Sie sehen nicht mehr baumwollen grau, sondern wie glänzende, knappe Shorts (im Bild Fenty von Puma) aus. Sogar das Luxusmode-Label Louis Vuitton hat das verstanden. Und kombinierte die kurzen Höschen zu Brokatjacken und "ugly Sneakern". Sähe nicht nur auf der Prater-Hauptallee gut aus.

K

Karomuster bei Hermès.

Schon im letzten Herbst lief das Glencheck-Karo zur Höchstform auf: Wer keinen karierten Mantel trug, war raus. Jetzt gehen die Karomuster in die nächste Runde – und sie bekennen Farbe. Das kann dann so zuckrig aussehen wie bei Hermès (im Bild) oder so cool wie bei Burberry: Da sitzt das Karo sogar auf der Baseballkappe. (Anne Feldkamp, RONDO, 19.3.2018)

--> Teil 2 von L bis Z folgt


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Wieso man jetzt wieder Overalls und Latzhosen trägt