Harrisburg (Pennsylvania) – Es ist für die US-Demokraten ein Ergebnis von enormer Symbolkraft: In Pennsylvania hat ihr Kandidat Conor Lamb bei einer Kongress-Nachwahl auch nach der Auszählung aller Briefwahlstimmen seinen hauchdünnen Vorsprung behalten.

Berichten des Senders NBC und lokaler Medien zufolge war er nicht mehr einholbar, das Ergebnis wurde am Mittwoch, dem Tag nach der Wahl, aber zunächst nicht offiziell verkündet. Für die Republikaner von Präsident Donald Trump ist das eine schmerzhafte Niederlage.

Lamb lag nach der Auszählung von rund 228 000 Stimmen mit dem minimalen Abstand von 627 vorn. Auf Lamb entfielen nach Angaben der "New York Times" 49,8 Prozent, auf seinen republikanischen Konkurrenten Rick Saccone 49,6 Prozent. Lamb hatte sich nach dem äußerst knappen Rennen bereits am Morgen zum Sieger erklärt. "Wir haben es geschafft", sagte er TV-Sendern.

Wichtiger Fingerzeig

Im Jahr der Kongresswahlen war für die Demokraten schon ein knappes Ergebnis in einem traditionell sehr republikanischen Bezirk eine sehr gute Nachricht. Die Wahl galt als wichtiger Fingerzeig.

Der Wahldistrikt im früher industriell geprägten "Rust Belt" gilt in seiner Zusammensetzung als Kernland der Wählerschaft von US-Präsident Donald Trump. Er hatte den Bezirk 2016 mit fast 20 Punkten Vorsprung für sich entschieden. Der 18. Wahlbezirk ist ganz überwiegend weiß und konservativ und zählt viele Arbeiter.

Der Demokrat Lamb (33), ein Ex-Marine und früherer Staatsanwalt, hatte vergleichsweise konservative Positionen bezogen. Lambs sehr starkes Abschneiden könnte im Wahljahr andere Demokraten ermutigen, es mit einer ähnlichen Strategie zu versuchen. Lamb gelang es, besonders viele Demokraten vom Wahlgang zu überzeugen.

Für Trumps Republikaner ist die Niederlage ein Alarmsignal. Die Konservativen hatten den früher von Stahl und Kohle geprägten Distrikt vor dieser Wahl acht Mal nacheinander gewonnen. Der geringste Abstand zum konkurrierenden Demokraten waren dabei 15 Punkte. Der Bezirk ist so republikanisch, dass 2014 und 2016 erst gar kein Demokrat antrat.

Die Wahl war nötig geworden, weil der republikanische Amtsinhaber Tim Murphy 2017 zurückgetreten war. Es war bekannt geworden, dass er eine Frau, mit der er eine Affäre hatte, zu einer Abtreibung gedrängt hatte. Als Abgeordneter hatte er sich gegen Abtreibungen ausgesprochen.

Gegen Abtreibungen

Lambs Erfolg könnte den Demokraten wichtige Aufschlüsse für ihre Positionierung geben. Er sprach sich auch gegen Abtreibungen und gegen ein strengeres Waffenrecht aus und weigerte sich, eine Wiederwahl der eher linken Top-Demokratin Nancy Pelosi zu unterstützen. Lamb gelang aber auch ein Schulterschluss mit den Gewerkschaften. Er sprach sich für den Einsatz von Marihuana zu medizinischen Zwecken aus, für eine allgemeine Krankenversicherung und gegen Trumps Steuerreform.

Der Republikaner Rick Saccone beschrieb sich selbst so, dass er schon Trump gewesen sei, bevor Trump Trump war. Trump unterstützte Saccone, hat ihm nach Ansicht von Analysen angesichts schwacher eigener Beliebtheitswerte aber nicht wirklich geholfen.

Lambs Abschneiden in Pennsylvania fügt sich an andere jüngste Erfolge der Demokraten. 2017 konnten sie andere Sonderwahlen für sich entscheiden, etwa in South Carolina, Georgia, Kansas, Virginia und Alabama. Sie gründen darauf die Hoffnung auf eine Anti-Trump-Welle bei den turnusmäßigen Kongresswahlen im November.

Momentan halten die Republikaner in beiden Kongresskammern eine Mehrheit. Die Demokraten brauchen 24 Sitze, um die Mehrheit im Repräsentantenhaus zurückzugewinnen.

Den 18. Wahldistrikt in Pennsylvania wird es in der jetzigen Form nicht mehr geben. Der Oberste Gerichtshof des Bundesstaats entschied einen Neuzuschnitt, weil er durch das sogenannte Gerrymandering unfair zugunsten der Republikaner zugeschnitten sei. Der Wahlsieger muss bei der nächsten Wahl in einem neu geschnittenen Bezirk kandidieren. (APA, 14.3.2018)