Nach vielen Jahren des Personalabbaus gab es wieder Neueinstellungen: Vor allem durch die Aufnahme von neuen AUA-Piloten und Flugbegleitern kamen im abgelaufenen Jahr 464 Mitarbeiter dazu.

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Wien/Schwechat – Die AUA (Austrian Airlines) hat zur Zeit regen Zulauf von ehemaligen Crews der in die Insolvenz geschlitterten Konkurrenten Air Berlin und Niki. AUA-Chef Kay Kratky geht davon aus, dass aktuell 100 bis 200 Mitarbeiter – hauptsächlich Flugbegleiter und Piloten – über diese Konkurrenzschiene zur AUA stießen. Rund hundert hätten bereits Anstellungszusagen.

Das Auswahlverfahren für diese Bewerber der letzten zwei bis drei Monate laufe noch. Der erste große Schwung kam gleich nach dem Ende der Air Berlin im Spätherbst. Als im Dezember auch die österreichische Air-Berlin-Tochter Niki Insolvenz anmelden musste, hat die AUA speziell deren Piloten Jobs angeboten. Für Flugbegleiter der ehemaligen Niki gab es eigene Castings.

Zusätzlich bildet die AUA heuer hundert Piloten selber aus. Bedarf an neuen Piloten hat die AUA zur Zeit zusätzlich, weil junge Cockpit-Crews, vor allem Copiloten, zu ersetzen sind, die zur AUA gekommen waren, weil sie im Lufthansa-Konzern als Nachwuchspiloten eine Zeit lang keine Anstellung bekamen. Die Lufthansa hatte zwar Hunderte Piloten ausgebildet, aber während des im deutschen AUA-Mutterkonzern tobenden Tarifstreit nicht angestellt. Die meisten dieser derzeit rund 300 Nachwuchspiloten, die an die AUA "verborgt" waren, können jetzt wieder zu den deutschen Lufthansa-Töchtern zurück. Sie müssen also in der AUA in nächster Zeit ersetzt werden.

Mehrere Rekorde

Die AUA hat 2017 mehrere Rekorde verbucht – sowohl bei der Passagierzahl, die um 13 Prozent auf mehr als 12,9 Millionen zulegte, als auch bei den Bilanzergebnissen. Der Betriebsgewinn war erstmals ein dreistelliger Millionenbetrag. Finanzvorstand Heinz Lachinger sprach am Donnerstag vom besten Ergebnis in der 60-jährigen Geschichte der AUA.

Befeuert wurde die Entwicklung durch die deutlich höhere Nachfrage nach Europaflügen. Das lag hauptsächlich am Niedergang der Air Berlin und am Ausfall ihrer österreichischen Ex-Tochter Niki. Das verhalf auch der AUA im vergangenen Jahr zu zweistelligen Passagierzuwächsen.

Dreistellig durch Bewertungsgewinne

Nach vielen Jahren des Personalabbaus gab es wieder Neueinstellungen: Vor allem durch die Aufnahme von neuen Piloten und Flugbegleitern kamen im abgelaufenen Jahr 464 Mitarbeiter dazu. Ende des Jahres hatte die AUA 6.914 Beschäftigte.

Weil sieben Millionen Euro aus dem Verkauf der alten Fokker-Flugzeuge hereinflossen, ist das Betriebsergebnis Ebit, in dem auch Bewertungsgewinne enthalten sind, um 55 Prozent auf 101 Millionen Euro gewachsen. Das bereinigte Ergebnis (abzüglich solcher Bewertungsgewinne) stieg um 62 Prozent auf 94 Millionen Euro.

Das Schlussquartal ist bei den Fluggesellschaften traditionell ein Defizitquartal. Nach AUA-Angaben lag der Quartalsverlust zum Jahresende mit fünf Millionen Euro aber auch deutlich unter jenem des Jahres 2016 von 19 Millionen.

Auch Lufthansa mit Rekordgewinn

Der AUA-Gewinn beflügelte auch das Ergebnis der Konzernmutter Lufthansa, die ebenfalls den höchsten Gewinn ihrer Geschichte erzielte. Das operative Ergebnis (bereinigtes Ebit) stieg 2017 um rund 70 Prozent auf knapp drei Milliarden Euro. Unter dem Strich erhöhte sich der Überschuss des Konzerns 2017 um ein Drittel auf 2,4 Milliarden Euro. Hier wirkte sich die Einigung mit den Piloten bei den Betriebsrenten positiv aus.

Der positive Einmaleffekt des Tarifabschlusses mit der Vereinigung Cockpit für die Piloten von Lufthansa, Lufthansa Cargo und Germanwings wurde mit 582 Millionen Euro beziffert und im Dezember ergebniswirksam.

Die Lufthansa-Aktionäre können sich auf eine um 60 Prozent auf 80 Cent je Aktie erhöhte Dividende freuen – die in den kommenden Jahren mindestens stabil bleiben soll. Für die Lufthansa war 2017 das dritte Rekordjahr in Folge. Für 2018 rechnet Lufthansa-Vorstandschef Carsten Spohr nur mit einem leichten Rückgang. Auch AUA-Chef Kay Kratky sieht wegen der prognostizierten Spritverteuerung und laufender Investitionen ein "herausforderndes Jahr", wie er am Donnerstag schrieb. (APA, red, 15.3.2017)