Wenn der Sommer leider noch ziemlich weit ist: Heinrich Himalaya und David Scheid (re.) wärmen sich vorerst mit Reclam-Heftchen auf und moderieren die Hip-Hop-Late-Night-Show "Rapper lesen Rapper" in der Urania.

Foto: Rudolf Schmied

Wien – In den 1990er-Jahren hat das aus dem britischen Sprachraum kommende "In yer face"-Theater Furore gemacht. Das waren immer schockierende, die Ausweitung der sprachlichen und darstellerischen Kampfzone suchende Stücke und Inszenierungen, verbunden vor allem mit Namen wie Sarah Kane und Mark Ravenhill.

"Literatur ins Face" wiederum ist nun der Untertitel der Reihe "Rapper lesen Rapper", die heuer im Theatersaal der Urania dem geschriebenen Rap-Wort einheizt und dabei den Reclam-Heftchen-Charme in Ehren hält. Im Stil einer Late-Night-Show treten fünf Gäste an, um die Rap-Lyrik musikalisch trockenzulegen und sich rezitierend voll und ganz Inhalt, Melodik und Rhythmik der Texte zu widmen.

Schon 2016 war der von Kabarettist David Scheid moderierte Abend eine aufgekratzt-heitere Rezitationssause mit manischen Textzeilen wie: "Woher kriegst du deine Rolex?! / Woher kriegst du deine Rolex?!" Dabei war es nie ganz klar, ob der jeweils gerade lesende Interpret mit seiner ausholenden Hand das Weinglas ergreifen oder doch die Tischplatte zertrümmern würde.

Folgende illustre Namen lassen für heuer ähnlich vage Performances erwarten: Brenk Sinatra, Max Gaier (5/8erl in Ehr'n), Appletree (KunstWerkStadt), Jahson the Scientist (Scattah Brain) und Ebow (Problembär Records, München). Co-Moderator ist Heinrich Himalaya (DRK/FOZ), seines Zeichens ebenfalls vom Rap-Fach, der an Scheids Seite mit den Gästen auch Werkgespräche führen wird, die Auskunftsfreude mit Unterhaltungskunst zu verbinden suchen.

Nur lesen und reden wäre für Musiker im Herzen aber dann doch zu wenig. Und deshalb ist die Aftershowparty ein keineswegs zu vernachlässigender Programmpunkt. In der Klyo Bar der Urania mit umwerfendem Blick auf die nächtliche Skyline von Wien-Leopoldstadt am Donaukanal treten Dorian Pearce (Four Elements), DJ Internet (320 kbit) und Dee W Dee (Non Funxion) ab 22.30 Uhr an die Plattenteller. Wenn das Ernst Jandl noch erleben hätte können! (Margarete Affenzeller, 15.3.2018)