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Larry Kudlow wird oberster Wirtschaftsberater Donald Trumps.

Foto: AP/Drew

Larry Kudlow kennt sich aus im Weißen Haus, er hat schon einmal dort gearbeitet. Anfang der Achtzigerjahre war das, unter Ronald Reagan, einem Präsidenten, auf den er seither durch nichts zu erschütternde Lobeshymnen singt. Fast vierzig Jahre später kehrt er zurück, diesmal als ranghöchster Wirtschaftsberater des Präsidenten Donald Trump. Der 71-jährige TV-Star folgt auf Gary Cohn, der im Streit über Importzölle Reißaus nahm.

Dass die Wahl auf Kudlow fiel, hat womöglich eher banale Gründe. Trump sieht ausdauernd fern, und es vergeht kaum ein Tag, an dem der selbstsichere Moderator aus New Jersey nicht mindestens einen längeren Auftritt im Fernsehen hätte. Beim Börsensender CNBC ist er seit Jahren eine feste Größe, wortgewandt und dabei mit einer Neigung zum Provokanten. Seine optischen Markenzeichen sind Nadelstreif und sehr bunte Krawatten.

Der Kern seiner Wirtschaftsphilosophie ließe sich auf zwei kurze Sätze bringen. Erstens, der freie Markt ist König. Zweitens, Steuern sind Gift. Der feste Glaube an unternehmerische Kraft, der man keine Fesseln anlegen dürfe, ließ Lawrence "Larry" Kudlow allerdings auch schon manchem Irrtum aufsitzen. "Es wird keine Rezession geben, die Pessimisten liegen daneben", schrieb er kurz vor der Finanzkrise des Jahres 2008 in einer Kolumne.

Zudem ist Kudlow ein bekennender Freihändler, was ihn eigentlich auf Kollisionskurs zu Trump bringen müsste. Der Staatschef, mahnte er unlängst, sollte einmal in den Geschichtsbüchern nachlesen, wozu Zölle führten. "Sie bewirken fast nie, was sie bewirken sollten, und haben fast immer ein unglückliches Ende zur Folge."

Ein Ökonomiestudium an der Universität Princeton hat Kudlow abgebrochen, ohne einen Masterabschluss zu machen. Dennoch wurde er später Chefökonom bei Bear Stearns. Lange bevor die New Yorker Investmentbank kollabierte, verlor er 1994 seinen Posten, wegen Alkohol- und Kokainmissbrauchs, wie er später einräumte. Von der Wall Street wechselte er in die Welt der Medien, gemäß der in Amerika so gefeierten Maxime, sich in persönlichen Krisen neu zu erfinden. Als Trump seine Kandidatur fürs Oval Office verkündete, gehörte er zur überschaubaren Zahl der Prominenten, die ihm applaudierten.

Der Mann, sagt er heute, habe ihn an Reagan erinnert. Der sei ja im Grunde auch ein Rebell gewesen, der es liebte, gegen den Strich des Establishments zu bürsten. (Frank Herrmann, 15.3.2018)