Großes Hallo nach Jahren im Depot: Die Ausstellung "Optik Schröder II" bietet auch Alexander Schröder ein Wiedersehen mit seiner Sammlung.

Foto: Stefan Korte

Alexander Schröder: Galerist, Sammler, Kurator.


Foto: Stefan Korte

Wien – Optik Schröder: Der Ausstellungstitel war 1994 die Idee des aus einer Optikerfamilie stammenden Grafikers und ist überaus stimmig für eine private Kollektion, die sehr persönliche Blicke auf Kunst versammelt. Von Karola Kraus wurde die Sammlung Alexander Schröder erstmals im Kunstverein Braunschweig präsentiert, nun zeigt sie als Mumok-Direktorin neuerlich einen Querschnitt daraus. In der stark auf konzeptionelle Tendenzen setzenden Kollektion finden sich Positionen wie Isa Genzken, Martha Rosler, Tom Burr oder Kai Althoff. 2013 gingen bereits zwei Arbeiten Burrs als Schenkung ans Mumok, nun freut man sich, eine weitere zu vermelden: Kai Althoffs Installation Stigmata aus Großmannssucht (1999).

STANDARD: 2006 war Ihre Sammlung erstmals öffentlich ausgestellt. Was bedeutete Ihnen das?

Schröder: Wir zeigten damals auch die Arbeit Rollenspiel (1994) von Christian Philipp Müller (Schenkung ans Mumok 2013, Anm.), welche die verschiedenen Rollen im Kunstsystem zum Thema hat und bei der man sich aussuchen kann, welchen Hut man sich aufsetzt. Ich finde, man kann durchaus mehrere Hüte aufsetzen. Das ist nicht meine Schizophrenie, sondern ich nehme tatsächlich verschiedene Rollen ein, habe selber Kunst studiert, komme aus einer Sammlerfamilie, fand es dann auch interessant, zu kuratieren, gründete 1994 mit Thilo Wermke eine Galerie. Überdies werden Sammlungen normalerweise dann gezeigt, wenn die Sammler schon betagte Leute sind, deswegen fand ich es spannend, es in jüngerem Alter zu tun.

STANDARD: Ist es eine Form von Bestätigung?

Schröder: Ja. Es löst alle Gefühlszustände zwischen kalten Füßen und großem, aufgeblasenem Ego aus. Natürlich hat es auch wahnsinnig viel Spaß gemacht, die Sammlung überhaupt einmal zusammen zu sehen, das ist ja eine Seltenheit. Man hat die Werke teilweise in anderer Erinnerung.

STANDARD: Leben Sie nicht mit Ihrer Sammlung?

Schröder: Leider sind die meisten Werke gut verteilt in den Lagern. Aber das Surfboard von Michael Krebber hängt bei uns in der Küche. Ich habe keine klassisch eingerichtete Wohnung. Wenn, dann stehen die Arbeiten angelehnt auf dem Fußboden. Ich kann mich ja auch in der Galerie und im Ausstellungsraum MD72 austoben.

STANDARD: Was war für Sie an den verschiedenen Rollen, Galerist und Sammler, verlockend?

Schröder: Vielleicht fängt alles mit dem Künstler Schröder an, der sein Studium zwar abgeschlossen hat, dann jedoch andere Sachen viel toller fand. Ich war zu ungeduldig für den Künstlerberuf, und Berlin war zu spannend.

STANDARD: Als Galerist lernen Sie die unterschiedlichen Interessen von Sammlern gut kennen. Was unterscheidet Sie von ihnen?

Schröder: Früher sammelten noch mehr Freunde. Jetzt ist es marktorientierter geworden. Wenn ein Künstler etwas in die Welt sendet, bei dem man sich committen muss, ist man inzwischen oft der einzige Sammler, der das tut. Das macht nicht mehr so richtig Spaß. Es fehlen jene Leute, die in den Zeiten, als noch nicht alles ganz so teuer war, mitgeeifert haben.

STANDARD: Und Sie würden sagen, dass Sie marktfern sammeln?

Schröder: Nein. Es ist natürlich auch eine Bestätigung, dass sich viele Sachen marktimmanent entwickelt haben. Einige Sachen habe ich vor 20 Jahren gekauft, als man noch nicht erahnen konnte, dass einige Künstlerinnen und Künstler so einen enormen Erfolg haben werden. Ich hatte das Glück, damals nah dran zu sein am Puls der Zeit und die Leute in Köln in den Galerien und im Nachtleben kennenzulernen.

STANDARD: Als Galerist sind Sie häufig auf Messen – was macht der Sammler Schröder in dieser Zeit?

Schröder: Natürlich schaue ich herum, sondiere, was die anderen machen, kaufe stets etwas. Die Messe schafft eine Atmosphäre, in der man sich eher verleiten lässt. Da kommt das Jagd-Gen durch.

STANDARD: Ist es ein Interessen konflikt, dass Sie nun im Mumok Künstler zeigen, die Sie auch als Galerist vertreten?

Schröder: Nein, die Künstler bringen ihren Erfolg selber mit. Kai Althoff hatte etwa 2016 eine Re trospektive im Moma in New York. Aber es geht auch vielmehr darum, dass die Sammlung einmal gesehen werden kann. Als ich die Galerie gründete, war mir der Impuls wichtig, sich selbst zu organisieren und nicht einfach das existierende System hinzunehmen: nicht meckern, sondern selber machen. Es geht darum, die Sammler, die jetzt wegen des Marktes murren, an die Hand zu nehmen und zu vermitteln, dass es um die Kunst geht und es eines Weitblicks und langen Atems bedarf. Dass etwas marktmäßig wächst, ist nicht auszuschließen.

STANDARD: Bereits Ihr Vater sammelte. Ist Ihnen das quasi in die Wiege gelegt?

Schröder: Ich habe von ihm jedenfalls gelernt, dass es nicht um Wertsteigerung geht. Wenn man Künstler aber über längere Zeit verfolgt und dann von zwölf drei "finanziell erfolgreich" werden, hat ihn das auch tierisch gefreut.

STANDARD: Was gefällt Ihnen am Format Sammlungsausstellung?

Schröder: Diese Sammelleidenschaft, wo man den Charakter so rauslesen kann, das finde ich als Besucher sehr spannend. Es gibt Sammler, die wirklich mit ihrem Therapeuten durch die Ausstellung gehen und versuchen, sich zu analysieren. So schlimm ist es bei mir nicht (lacht), aber trotzdem fragt man sich, warum etwa bestimmte Themen in der eigenen Sammlung präsent sind. (Anne Katrin Feßler, Spezial, 17.3.2018)