Wirkt ein wenig wie Legobauen: Vorgefertigte Wände finden per Kran ihren Platz. Foto: Derenko Fertighotel

Foto: Derenko Fertighotel

Der Check-in im Hotel Tullnerfeld ist 24 Stunden in Betrieb.

Foto: Derenko Fertighotel

Zwei Monate dauert es vom Baustart bis zur Dachgleiche eines Hotels, wenige Monate später ist es bereit zum Einchecken. Möglich ist das mit Fertigteilbauweise: Mobile Kräne hieven große Bauteile vom Transporter auf die Baustelle, einen Tag später ist schon ein Geschoß fertig. Zu beachten ist allerdings, dass alle Teile transportfähig sind, sprich: auf den Lkw passen. Im Fall des Wiener Unternehmens Fertighotels sind das variabel vorgefertigte Wand- und Deckenelemente. Im Unterschied zur Fertighotellösung des Bregenzer Architekten Johannes Kaufmann, der ganze Zimmer vorfertigen lässt.

Schneller Holzriegelbau

Die Idee dazu entstand vor fünf Jahren, heute hat Geschäftsführer Bernhard Hiehs bereits sechs Projekte abgewickelt. Seine Firma, die mittlerweile zu 100 Prozent zur Derenko Holding gehört, einem Planungs- und Beratungsunternehmen für Hotellerie und Gastronomie, bietet schlüsselfertige Hotellösungen mit Rundumbetreuung an; in Holzriegel- oder Massivbauweise oder einer Kombination davon. "Der schnellere Holzriegelbau hat sich aber bewährt, weil die Gebäude rasch dicht sind", so Hiehs. Denn Fenster und manche Installationen werden mit den Fertigteilen bereits mitgeliefert. Im Erdgeschoßbereich greife man aufgrund der größeren und höheren Räume aber oft auf Massivbau mit Fertigteilen zurück – die technisch und wirtschaftlich bessere Lösung.

Die generellen Vorteile der schnelleren Bauweise: weniger Lärm-, Schmutz- und Verkehrsbelästigung. Das 2017 eröffnete Hotelprojekt in Wieselburg etwa war in zehn Monaten fertig, inklusive dem dreimonatigem Innenausbau, und das trotz erschwerender Bedingungen aufgrund des Hochwassergebiets.

Alles inklusive

Die Innenausstattung der Hotels ist inklusive, denn die Firma versteht sich als Generalunternehmer, der das gesamte Projekt realisiert. Mit einer bloßen Hotel-Hülle will man nicht dienen. "Für die Kunden bedeutet das Budgetsicherheit, es gibt so gut wie keine Kostenüberschreitungen bei modularer Bauweise – mit dem Vorteil eines einzigen Ansprechpartners", so Hiehs. Seine Kunden seien vor allem Hoteliers, die einen Zubau machen, oder Gastronomen und Winzer, die kostengünstig ausbauen wollen. Fertigteile sind ideal, weil der laufende Betrieb minimal gestört wird.

Ideale Standortfaktoren

Ab wann macht es überhaupt Sinn, so ein Fertighotel zu bauen? "Baue ich ein Hotel neu auf die grüne Wiese, ist alles unter 70 Zimmer schwierig", weiß der Unternehmer aus Erfahrung. Denn viele Fixkosten blieben in etwa gleich, egal wie groß das Hotel ist. Zubauten hätten den Vorteil, dass die wichtigste Infrastruktur schon da ist, wie etwa eine Bar oder ein Frühstücksraum.

Die ideale Stadt, in der das Projekt entsteht, sollte gut erreichbar sein, etwa an Autobahnkreuzen mit hoher Frequenz, eine Mindesteinwohnerzahl und wenige Hotels haben.

Nicht nur drei Sterne

Wie im Fall von Tulln oder Wieselburg sind auch typische Messestädte attraktiv. Das Hotel "I'm Inn Wieselburg" ist im Segment Drei-Sterne-plus neben dem Messezentrum als Hotel garni konzipiert. Für Betreiber Alexander Ipp ist es "das erste Pilotprojekt", das er an weiteren Standorten in ganz Österreich umsetzen möchte, wie er beim Spatenstich vor rund zwei Jahren erklärte. Das Angebot richtet sich an Businesskunden, Messebesucher und Durchreisende, aber auch an Reisebusse und Privatgäste.

Das neueste Projekt ist ein Smart-Budget-Hotel nahe Tulln: Das Hotel Tullnerfeld bedient einerseits Reisende auf der Weststrecke und Besucher der Messe. Der Frühstücksbereich neben der Rezeption dient am Abend als Bistro.

Hiehs hat nun auch ein erstes Vier-Sterne-plus-Hotel in Planung. Für ihn ist die Fertigbauweise nämlich nicht nur auf Budget-Hotels beschränkt, die Skepsis der gehobeneren Hotellerie gegenüber der Holzbauweise nehme deutlich ab. (Marietta Adenberger, 17.3.2018)