Oxfam hob hervor, dass die Organisation mittlerweile eine vertrauliche Hotline eingerichtet habe, bei der sexuelle Übergriffe gemeldet werden können.

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London – Gegen die Hilfsorganisation Oxfam sind weitere Vorwürfe im Zusammenhang mit sexuellem Missbrauch in Haiti laut geworden. Ein hochrangiger Oxfam-Mitarbeiter in Haiti sei trotz Missbrauchsvorwürfen noch ein Jahr weiter beschäftigt worden, berichtete die britische Zeitung "The Times" am Samstag.

Es handelte sich demnach um den Kenianer Raphael Mutiku, der nach dem schweren Erdbeben in Haiti im Jänner 2010 das Wasserversorgungsprogramm von Oxfam in dem bitterarmen Karibikstaat leitete. Die "Times" schrieb, in Dokumenten über den Fall finde sich eine letzte schriftliche Warnung an Mutiku vom Juni 2010, nachdem weibliche Mitarbeiter ihm wiederholt sexuelle Übergriffe vorgeworfen hatten.

"Problem eindämmen"

Sechs Monate später äußerte Mutikus Vorgesetzter angesichts von Vorwürfen, der Kenianer bezahle in der Oxfam-Unterkunft junge Frauen für Sex, die Hoffnung, dass die Organisation dieses Problem "eindämmen" könne. Zugleich kritisierte der Vorgesetzte, Mutiku verhalte sich "nicht diskret". Erst 2011 wurde Mutiku nach einer internen Untersuchung entlassen.

Oxfam erklärte gegenüber der Zeitung, die vorherige Entscheidung, Mutiku nicht zu entlassen, habe der damalige Chef der Oxfam-Einsätze in Haiti, Roland van Hauwermeiren, getroffen. Wie im Februar öffentlich geworden war, hatte der Belgier seinerseits Frauen für Sex in seiner Unterkunft in Haiti bezahlt.

"Das Verhalten von manchen früheren Oxfam-Mitarbeitern nach dem Erdbeben von 2010 in Haiti war vollkommen inakzeptabel", erklärte eine Oxfam-Sprecherin. "Es tut uns sehr leid, was passiert ist." Da van Hauwermeiren sich selbst sexuelle Übergriffe habe zuschulden kommen lassen, sei seine Entscheidung über eine Entlassung Mutikus "beeinträchtigt" und "falsch" gewesen.

Vertrauliche Hotline

Oxfam hob hervor, dass die Organisation mittlerweile eine vertrauliche Hotline eingerichtet habe, bei der sexuelle Übergriffe gemeldet werden können. Außerdem habe sie die Vorsitzenden einer unabhängigen Kommission ernannt, die die Missbrauchsfälle prüfen soll, und diese Woche neue Standards im Umgang mit solchen Vergehen veröffentlicht.

Der international tätigen Entwicklungsorganisation mit Sitz in Großbritannien machen die Missbrauchsskandale schwer zu schaffen. Neben Sexorgien mit Prostituierten in Haiti und dem Tschad soll es Fälle von Vergewaltigungen und versuchten Vergewaltigungen im Südsudan gegeben haben. (APA, 17.3.2018)