Rio de Janeiro – Der Tod eines einjährigen Buben bei einer Schießerei zwischen einer Drogenbande und der Polizei hat in Brasilien für Entsetzen gesorgt. Wie am Samstag bekannt wurde, war das Kleinkind einer von insgesamt drei Unbeteiligten, die am Freitagabend (Ortszeit) bei der Schießerei in Alemao, einem Armenviertel von Rio de Janeiro, getötet wurden.

Auch eine Frau und ein Mann wurden von Querschlägern tödlich getroffen. Der Vater des getöteten Buben, Fabio Antonio da Silva, machte die Regierung für den Tod seines Sohnes verantwortlich, da diese die Gewalt auf den Straßen weiter anheize. "Werden Kugeln die Situation in unserem Land lösen?", fragte da Silva im Sender Globo TV. "Diese Gewalt ist außer Kontrolle und unsere Regierung hat keine Lösung." Das Leben seines erst einjährigen Sohnes sei jäh beendet worden "durch ein System, das unser Land in den Ruin getrieben hat".

Die Polizei kündigte an, den Vorfall zu untersuchen. Die beteiligten Beamten seien befragt und ihre Waffen für eine Untersuchung beschlagnahmt worden. Außerdem sollten Bilder von Überwachungskameras und die Aussagen möglicher Augenzeugen ausgewertet werden.

Rios Bürgermeister Marcelo Crivella beschwor am Samstag ein Ende der Gewalt in der brasilianischen Millionenmetropole. "Wir wollen diese Sache beenden, dass Kinder in den Vierteln durch Querschläger getötet werden", sagte er bei einem Besuch in der Favela Vila Kennedy, die einer der Hauptschauplätze der Polizeioffensive gegen die Drogenkriminalität in Rio de Janeiro ist.

Bei seinem Besuch erinnerte Crivella auch an den Mord an der Stadträtin Marielle Franco. Die 38-Jährige war am Mittwoch in ihrem Auto erschossen worden. Kurz zuvor hatte sie einer Polizeieinheit vorgeworfen, als Todesschwadron zu agieren. Am Donnerstag demonstrierten tausende Menschen in Rio de Janeiro gegen die Gewalt in ihrer Stadt. In vielen Favelas von Rio de Janeiro operieren Drogenbanden praktisch straffrei und rekrutieren auch Kinder als Dealer. Immer wieder gibt es Schießereien. (APA/AFP, 18.3.2018)