Im Genre der familienfreundlichen Tierdokumentation wurde seit jeher versucht, die animalische Welt mit einfachen, auf das menschliche Leben gemünzten Sätzen zu erklären: Die Löwenmama muss die Antilope jagen, um Futter für die Löwenbabys zu haben. Auch der Papa hilft mit.

Damit ist das grausame Zentrum natürlicher Abläufe angetastet: Die einen müssen sterben, damit die anderen leben. In dieser Ungeschminktheit macht das wenig Spaß. Die BBC-Redaktion hat sich deshalb für ihre nicht nur visuell brillante Serie Der blaue Planet ins Zeug gelegt und poetisch-kecke Erzähltexte verfasst sowie Musik bei Oscarpreisträger Hans Zimmer geordert. Die deutsche Fassung spricht Axel Milberg.

Hinabgetaucht in die Tangwälder vor Südafrika wird zu einem Vivaldi-ähnlichen Jahreszeiten-Score, die in den Tiefen beobachteten Liebesscharmützel zwischen Riesensepien erinnern an emotionale Explosionen bei Jane Austen.

Foto: WDR/BBC NHU/Hugh Miller

Dort unten lieben auch Haie Tintenfische, aber leider nicht auf die romantische Art. Wie die Attacke jugendfrei erzählen? Ganz einfach: Dem Kraken geschieht es nur recht, hat er zuvor beim Krebsmahl ja auch nicht mit der Wimper gezuckt. Besser aber noch: Der "besonders ausgeschlafene Pyjamahai" bekommt ihn gar nicht aufs Tablett! Der Krake hält dem Hai einfach fest die Kiemen zu und droht ihm mit Ersticken.

Dennoch segnen in der Folge Unterwasserdschungel (ARD, 19. 3., 20.15 Uhr) genügend Tiere das Zeitliche. Wie viel eine Seeottermutter täglich fressen muss, rechnet Milberg vor: so viel, als würde ein siebenjähriges Kind täglich 80 Hamburger verdrücken. Was bist du gefräßig, Natur!