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Der französische Konsulatsmitarbeiter zeigte sich bei der Anhörung in Beersheba im Gegensatz zu seinen palästinensischen Komplizen fotoscheu.

Foto: AP/Scheiner

Beershewa – Ein israelisches Gericht hat einen Mitarbeiter des französischen Konsulats am Montag wegen Waffenschmuggels angeklagt. Das Gericht im südisraelischen Beershewa beschuldigt den 24-jährigen Franzosen, dutzende Waffen aus dem Gazastreifen in das von Israel besetzte Westjordanland geschmuggelt zu haben. Er wurde bereits am 15. Februar festgenommen.

Fünf Palästinenser müssen sich ebenfalls vor Gericht verantworten. Ende März ist eine weitere Verhandlung vorgesehen.

Nach Angaben des israelischen Inlandsgeheimdienstes Schin Bet brachte der Mann bei fünf Fahrten mit einem Wagen des Konsulats heimlich rund 70 Pistolen und zwei Automatikgewehre aus dem Gazastreifen. Neben Waffen sei auch Geld geschmuggelt worden. Der Mann habe ausgenutzt, dass konsularische Fahrzeuge am Grenzübergang von Eres weniger streng kontrolliert würden. Insgesamt gab es in dem Fall neun Festnahmen.

Ein ranghoher Vertreter des Schin Bet nannte den Schmuggel "einen zynischen Missbrauch der Immunitäten und Sonderrechte, die ausländische Vertretungen in Israel genießen".

Finanzielle Motive

Der Mann, der im Konsulat seines Landes in Jerusalem arbeitete, war demnach Teil eines Netzwerks palästinensischer Schmuggler. Er habe aus finanziellen Motiven gehandelt, seine Vorgesetzten hätten nichts von seinen Aktivitäten gewusst, erklärte der Inlandsgeheimdienst. Der Vorfall sei "äußerst ernst", denn die Waffen hätten für "Terrorangriffe gegen israelische Zivilisten und Sicherheitskräfte" benutzt werden können.

Die Ermittlungen erfolgten demnach in Zusammenarbeit mit dem israelischen Außenministerium. Die französischen Behörden seien durchgehend auf dem Laufenden gehalten worden. Von amtlicher israelischer Seite hieß es, die Beziehungen zu Frankreich seien weiterhin "hervorragend" und würden durch die Angelegenheit nicht beeinträchtigt.

Die französische Botschaft in Tel Aviv betonte in einer Stellungnahme, dass die Behörden in Frankreich mit Israel zusammenarbeiten würden, wie die "Haaretz" berichtete. "Die Behörden in Frankreich nehmen den Vorfall (...) sehr ernst", erklärte die Botschaft der Zeitung zufolge.

Blockade

Israel hält seit mehr als einem Jahrzehnt eine Blockade des Gazastreifens aufrecht. Durch Tunnel werden von der ägyptischen Sinai-Halbinsel aus aber Waffen in die von der radikalislamischen Palästinenserbewegung Hamas kontrollierte Enklave geschmuggelt. Israelische Sicherheitskräfte beschlagnahmen bei Razzien im Westjordanland regelmäßig Waffen. Das Palästinensergebiet ist seit 1967 von Israel besetzt. (APA, 19.3.2018)