Wien/Brüssel/Bukarest – Rumänien hat sich am Wochenende für die Rugby-Weltmeisterschaft 2019 qualifiziert. Platz zwei hinter Georgien in der Rugby Europe Championship, der zweithöchsten Leistungsstufe hinter den Six Nations, reichte. So weit, so simpel.

Doch es gibt Aufregung, besonders in Spanien. Und das kam so: Das Nationalteam der Iberer musste am Sonntag eine völlig unerwartete 10:18-Niederlage in Belgien hinnehmen und hat nun den komplizierten Weg der Playoffs (gegen Portugal und im Falle eines Erfolgs gegen Samoa) anzutreten. Ein Sieg gegen die Belgier hätte dagegen den direkten Weg zur Endrunde geebnet, der ersten für die "Löwen" seit 1999.

Den Referee des Spiels in Brüssel gab, und nun wird es etwas dubios, Vlad Iordachescu. Der Mann ist Rumäne. Eine Reihe von Penalties zu ihren Ungunsten brachte die spanischen Spieler zur Weißglut, nach dem Abpfiff bedrängten sie Iordachescu, der von Belgiern geschützt und von Sicherheitsleuten in die Kabine eskortiert werden musste. Solche Szenen kommen im Rugby, wo der Unparteiische uneingeschränkten Respekt genießt, einem unerhörten Tabubruch gleich.

Unschönes Finale in Brüssel: Spaniens Spieler wollen nach dem Schlusspfiff dem Schiedsrichtertrio an den Kragen.
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Spaniens Verband kündigte eine offizielle Beschwerde gegen die Spielleitung Iordachescus an. Teamchef Santiago Santos sagte: "Man hat uns nicht erlaubt zu spielen. Der Schiedsrichter hat die Partie dauernd unterbrochen, der Unterschied zwischen Foulpfiffen für uns und gegen uns war gewaltig. Nicht Spanien hat verloren, sondern der Rugbysport."

28-mal hatte Iordanescu zuungunsten der Gäste entschieden, nur achtmal gegen die Belgier. Als Spanien in der Schlussphase des Spiels im Begriff war, doch noch heranzukommen, ließ der Referee weitere äußerst fragwürdige Regelauslegungen folgen. Im Statement des spanischen Verbandes wird allerdings auch die Reaktion der eigenen Spieler verurteilt, von denen einige "ihre Gefühle nicht unter Kontrolle" halten konnten. Ihnen drohen nun Sperren für das kommende Playoff.

Santos' Team war als haushoher Favorit in die Partie gegangen, das Heimspiel gegen die Belgier hatte man mit 30:0 gewonnen, zuletzt Deutschland 84:10 gedemütigt und im Februar auch Rumänien mit 22:10 bezwungen. In Brüssel jedoch kamen die Gäste in einer emotional durchaus aufgeladenen Auseinandersetzung nicht recht in Schwung, der schlechte Zustand des Spielfelds tat ein Übriges.

Weltverband schaltet sich ein

Man habe im Vorfeld des Spiels den Kontinentalverband Rugby Europe kontaktiert, um auf die unglückliche Schiedsrichterbesetzung hinzuweisen und eine Änderung zu fordern, hieß es vonseiten der Spanier. Auch die beiden Assistenten Iordanescus waren Rumänen. Diese Intervention blieb jedoch ohne Resultat. Rugby Europe wiederum betonte auf seiner Website, dass man bei der Auswahl der Referees immer höchsten Standards gefolgt sei. Inzwischen hat sich auch der Weltverband World Rugby eingeschaltet und von Rugby Europe Aufklärung gefordert.

Spanien hofft, durch die Beschwerde eine Prüfung von Iordachescus Leistung durch Rugby Europes Schiedsrichterkommission zu initiieren. Das wurde vom Verband am Montag zugesagt, am Freitag soll es bei einer Sitzung in Posen so weit sein. Jede Phase des Spiels wird noch einmal analysiert werden, hieß es in einer Aussendung. Danach soll es eine Erklärung geben. Detail zum Schluss: Auch der Präsident von Rugby Europe, Octavian Morariu, ist Rumäne. (Michael Robausch, 19.3.2018)