Malte Grieb verspürt vor allem aus London und Japan wachsendes Interesse an seinen Klappmöbeln.

Fotos: Ambivalenz

Ein Essplatz für den kleinen Raum.

Fotos: Ambivalenz

Rarurix: Im Handumdrehen verschwindet ein Essplatz flunderflach an der Wand.

Fotos: Ambivalenz

Friedrich Schiller konnte nicht wissen, dass er einen perfekten Werbeslogan aufs Papier brachte. Seine Zeile "Raum ist in der kleinsten Hütte für ein glücklich liebend Paar" eignet sich nämlich allerbestens für die immer stärker wachsende Tiny-House- oder Micro-Living-Bewegung. Früher hätte man dazu gesagt: Wohnen in einem kleinen Häuschen oder in einer Wohnung mit wenigen Quadratmetern. Die Häufigkeit, in der über diese Entwicklung berichtet wird, steigt parallel zu den Immobilienpreisen. Auch in Österreich ist die Tiny-House-Bewegung angekommen. Mittlerweile gibt es zahlreiche Anbieter von Kleinhäusern, bei denen es darum geht, Wohnen aufs Wesentliche zu reduzieren, dabei aber, abgesehen von Quadratmetern, auf möglichst wenig von dem zu verzichten, was man im Alltag halt so braucht.

Schmalspur

Die Konzepte und Entwürfe dieser Wohnspezies vermehren sich also, doch wie sieht es mit dem Inventar aus? Das putzige Häuschen, die kleine Wohnung heißt fette Teile wie Ohrensessel und Riesensofas kaum willkommen. Klar gibt es in der Möbelgeschichte Schemelchen, Klappsessel, Hocker und andere Schmalspurobjekte, doch auch in der kleinsten Hütte benötigt man Schreibtisch, Sessel, Garderobe, Regal & Co. Und Gäste wollen auch mal bewirtet werden. Man möchte glauben, dass sich das auch der Gründer der Berliner Möbelfirma Ambivalenz dachte, schließlich vertreibt er heute eine Kollektion von circa 15 modularen Möbelobjekten, die genau zu dem Konzept des Wohnens auf kleinem Raum passt. Denkste! Grieb kam zu dieser Zielgruppe wie "die Jungfrau zum Kind", wie er selbst sagt. Seine ursprüngliche Idee war es, Sessel mit grafischen Mustern zu bedrucken. Um diese leichter auftragen und besser zur Geltung bringen zu können, sollten diese klappbar sein, sodass der Sessel an der Wand lehnend als eine Art Gemälde dienen konnte. Seine Tische, Regale, Garderoben, allesamt aus Birkenholzfunier, gibt's in der Tat mit allerlei Dessins bedruckt. Doch die Kunden kaufen sie in erster Linie wegen ihrer Genügsamkeit in Sachen Platzbedarf und aufgrund ihres geradlinigen und reduzierten Designs.

Davon konnte sich vor kurzem ein breiteres Publikum auch auf dem Bauhaus Campus Berlin überzeugen, wo Grieb zwei Kleinhäuschen im Rahmen der "Tinyhouse University" bestückte. Dabei handelt es sich um ein Kollektiv, das sich damit beschäftigt, soziale Nachbarschaft auf kreative Weise zu erforschen. Initiiert wurde dieses vom Berliner Architekten Van Bo Le-Mentzel, der sich unter anderem mit seinem Konzept für eine 6,4 Quadratmeter große Wohnung einen Namen machte.

Dass der Bedarf an Möbeln für kleinere Räume wächst, spürt Grieb an der wachsenden Zahl der Aufträge. "Vor allem aus London, wohin wir mittlerweile mehr verkaufen als in Berlin. Paris ist ebenfalls Thema, und erste Anfragen trudeln auch aus Japan ein", erzählt Grieb, der sich ganz zufällig darüber freuen darf, dass die Quadratmeterpreise steigen. Und noch etwas: Auch das ausklappbare Wandbett kündigt eine Renaissance an. Aber das ist eine andere Geschichte. (Michael Hausenblas, RONDO, 24.3.2018)

Weiterlesen:

Hüttengaudi: Wohnen auf kleinstem Raum

Weniger Quadratmeter: Neue Ideen für Wohnen auf kleinstem Raum

Farbige Wände sind im Trend