New York – Palmenwuchs in den Alpen? Regional ist das längst Teil der Realität: In der Schweiz durften sich Gärtner zunächst darüber freuen, dass die als Zierpflanzen beliebten Hanfpalmen (Trachycarpus) nicht mehr nur auf der Süd-, sondern schließlich auch auf der Nordseite der Alpen kultiviert werden konnten – und in immer höheren Lagen. Die Art Trachycarpus fortunei ist ihrer Kontrolle aber mittlerweile entschlüpft: Die Palme hat sich auch in die freie Natur ausgebreitet und konkurriert dort mit den einheimischen Bäumen um Nährstoffe und Wasser.

Fälle wie diesen hat ein Team um Tammo Reichgelt vom Lamont-Doherty Earth Observatory der Columbia University zum Anlass seiner Forschungsfrage genommen: Wie weit können sich die als typische Tropenpflanzen geltenden Palmen im Zuge der Erderwärmung polwärts ausbreiten? Ihre Ergebnisse stellten die Wissenschafter im Fachjournal "Scientific Reports" vor.

Bis hierher und nicht weiter

Ausgehend von einem breiten Datensatz, errechneten die Forscher schließlich eine klare Demarkationslinie. Entscheidend sei die Durchschnittstemperatur im kältesten Monat des Jahres. Wo diese über zwei Grad Celsius liegt, können Palmen überleben. Im Zuge des Klimawandels sei also mit einer Ausbreitung von Palmen in neue Regionen und Höhenlagen zu rechnen – als Beispiel nennen die Forscher den District of Columbia um die US-Hauptstadt. Momentan sei es dort im Winter noch ein bisschen zu kalt – in den kommenden Jahrzehnten sei jedoch damit zu rechnen, dass Washington eine Palmenkulisse erhält.

Mehr als der Blick in die Zukunft interessierte die Forscher allerdings der in die Vergangenheit. Palmen könne man als sensible Indikatoren für Klimaveränderungen betrachten, sagt Reichgelts Koautor David Greenwood. Wenn an einem Ort Palmenfossilien gefunden werden, lässt sich daraus noch genauer als bisher auf das regionale Klima zu deren Lebzeiten schließen.

Heute betrachten wir Palmen als Tropengewächse. Das wird sich jedoch ändern, sagt Reichgelt und verweist auf die Vergangenheit: Immerhin wuchsen sie vor über 50 Millionen Jahren sogar in der Antarktis. (jdo, 24. 3. 2018)