Bild nicht mehr verfügbar.

reuters

Das Beobachten meiner eigenen Facebook-Timeline bestätigt Berichte aus jüngster Vergangenheit: Facebook ist ein alter Hut. Bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen hat das soziale Netzwerk keine große Bedeutung mehr. Diese Tatsache spiegelt auch mein eigenes Empfinden gegenüber der Plattform wider. Am ehesten bin ich von Facebook nur noch gelangweilt und genervt.

Ständige Werbung

Gelangweilt von den immergleichen Inhalten, genervt von der ständigen Werbung und der fehlenden Möglichkeit, meine Timeline so anzupassen, wie ich es möchte. Aus meiner Sicht gibt es zwei Gründe, weswegen ich überhaupt noch ein Konto habe:

  • Einerseits war die Nutzung der Plattform bisher gemütlich. Der Facebook-Eventkalender etwa vereinfacht es, mehrere Personen gleichzeitig über ein Event zu informieren und dieses durchzuplanen. Allerdings werden mit dem scharenweisen Verlassen der Plattform auch solche Features entbehrlich – ein soziales Medium ohne den sozialen Aspekt hat keine Existenzberechtigung mehr.
  • Ein anderer Grund, der mich bisher zurückschrecken ließ, war die Möglichkeit, den Facebook-Bekannten jederzeit zu schreiben. Wie wohl die meisten Nutzer der Plattform bin ich mit den wenigsten meiner Facebook-Freunde wirklich "befreundet" – die Tatsache, dass ich mit nur einem Klick mit der Tante aus dem Ausland kommunizieren kann, lässt die Plattform besonders praktisch erscheinen. Allerdings stellt sich mir nun die Frage, wozu ich diese Möglichkeiten brauche, wenn ich sie sowieso nie nutze. Mit jenen Personen, die in der eigenen Lebensrealität wirklich Bedeutung haben, ist man in den meisten Fällen sowieso auch anders vernetzt.

Hinzu kommt nun die Kontroverse um Cambridge Analytica. Die Firma gelangte unerlaubterweise an die Daten von 50 Millionen Facebook-Nutzern und nutzte diese, um Donald Trump während des US-Präsidentschaftswahlkampfs mit zielgenauer Werbung zu unterstützen.

Ein Geheimnis war die Tatsache, dass Facebook Daten so aggressiv sammelt und nutzt, nie. Schließlich basiert das Geschäftsmodell des Konzerns auf genau solcher zielgerichteter Werbung. Die aktuellen Enthüllungen aber sind wohl das Entzünden jenes Sprengstoffs, der sich seit Jahren mit dem absoluten Wissen der Beteiligten angesammelt hat. Wenn der Zeitpunkt gekommen ist, ein totes Pferd endlich ruhen zu lassen, dann jetzt. (Muzayen Al-Youssef, 21.3.2018)