Foto: Getty Images/iStockphoto/didecs
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Pro
von Gianluca Wallisch

Ich gestehe: Ich bin ein Monk. Ein situativer zwar – aber doch ein Monk. Soll heißen: nicht auf dem Dachboden und schon gar nicht bei den Steuerunterlagen – sehr wohl aber in der Küche. Meine Frau und meine Freunde wissen das seit Ewigkeiten und bieten erst gar nicht ihre Hilfsdienste an, sondern schenken sich lieber selbstständig ihren Aperitif ein.

Und auch nach dem Essen: lieber ein Digestif als lehrreiche Abhandlungen des Küchentyrannen über hydrodynamische Prinzipien im Geschirrspüler. So wie ein Flugzeug nur dann fliegt, wenn die Flügel richtig im Luftstrom stehen, so sind die Waschergebnisse nur dann zufriedenstellend, wenn Töpfe unten links, flache Teller unten rechts hinten, Suppenteller unten rechts vorn sind – aber bitte mit der konkaven Seite nach vorn!

Es warat, eh schon wissen, wegen der Hydrodynamik. Auch für oben gibt es zwingend-logische Ordnungsprinzipien. Beim Besteckkorb kann man hingegen Nachsicht walten lassen, dort herrschen unkalkulierbare Turbulenzen. Wird schon alles sauber werden ... ich bin schließlich nur ein situativer Monk.

Kontra
von Karin Bauer

Zuerst das Outing: Ich mag Hausarbeit. Ich finde es schön, mich selbst gegen die Entropie zu stemmen, die Lebensräume zu pflegen. Ich koche quasi dauernd und ambitioniert. Zum Geschirrspüler habe ich sogar ein echtes Naheverhältnis, weil – schon zweimal totgesagt – jeweils zwei nette Herren aus dem R.U.S.Z. (Reparatur- und Servicezentrum) die Obsoleszenz in Weiterleben gewandelt haben.

Wir wollen also weiter zusammenbleiben. Aber bitte: ohne Zwangshandlungen. Wozu Löffelchen neben Löffelchen oben in der Bestecklade sortieren? Erste Reihe unten kleine Teller, zweite große? Es wäscht genauso gut, wenn die Sachen, halbwegs von großen Brocken befreit, halt eingestapelt sind. Ehrlich: Mir ist nicht wirklich fad mit Job und zwei Kindern, ich muss meine Gedanken nicht ordnen, indem ich den Geschirrspüler zur inwendigen Vorzeigeanstalt umfunktioniere. In der Zeit habe ich ja nebenan im Waschbecken von Hand alles abgewaschen.

Im Geschirrspüler lebe die Unordnung! Außer mein Freund M. M. ist zu Gast und räumt ihn um. (RONDO, 22.7.2018)