Es kommt auch auf die Einstellung an. Das legt zumindest das Ergebnis einer Studie nahe, die am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) durchgeführt wurde. Die Forscher fanden heraus, dass Patienten, die gute Erfahrungen mit Therapien gemacht haben, auch eher von weiteren Therapien profitieren als Menschen, die eher ambivalente Vorerfahrungen aufweisen.

Die Ausgangslage der Studie: Viele Patienten bringen häufig einen "Rucksack" an Behandlungserfahrungen zu einem Arztbesuch mit. "Diese Erfahrungen spielen eine große Rolle für die bevorstehende Behandlung", erläutert Studienleiterin Arvina Grahl vom Institut für Systemische Neurowissenschaften des UKE. Wenn etwa im Vorfeld einer Therapie der behandelnde Arzt eine genaue Analyse bisheriger Behandlungserfahrungen des Patienten erhebt und diese mit dem Patienten bespricht, dann könne dies einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf die folgende Therapie haben, so Grahl.

Was Erfahrungen und Erwartungen auslösen

Für ihre Studie unterteilten die Wissenschafter die Probanden in zwei Gruppen ein. In beiden Gruppen wurden Schmerzreize durch Hitze auf der Haut ausgelöst und zum Schein mit einer Reizstromtherapie behandelt. Die eine Gruppe erhielt dabei schwankende Schmerzreize während die andere Gruppe immer den gleichen Schmerz erlebte. Die Hypothese der Forscher: Die Gruppe mit den schwankenden Schmerzreizen schreibt der Scheintherapie aufgrund der erlebten Ungewissheit eine geringere Wirksamkeit zu.

Mit diesen unterschiedlichen Vorerfahrungen gingen die beiden Gruppen in die Testphase. Obwohl diesmal alle Studienteilnehmer die gleichen Schmerzreize und die gleiche Scheintherapie bekamen, fiel deren Urteil zur Wirksamkeit der Behandlung aufgrund ihrer Vorerfahrungen ganz unterschiedlich aus. "Wenn ein Patient wiederholt positive Behandlungsausgänge erlebt hat, ist es wahrscheinlicher, dass er mit genauen Vorstellungen und entsprechenden Erwartungen in eine zukünftige Behandlungssituation geht und sich positive körperliche Reaktionen einstellen. Hat er dagegen eher sowohl positive und negative Behandlungserfahrungen gesammelt, ist die Erwartung bezüglich eines zukünftigen Behandlungserfolgs eher ungewiss und die gewünschten Placebo-Effekte fallen geringer aus", erklärt Arvina Grahl.

Den Placebo-Effekt messen

Die Wissenschaftlerin konnte außerdem über bildgebende Verfahren beobachten, wie präzise Erwartungen und das Vertrauen in eine Behandlung die Placebo-Effekte verstärken und sich die Intensität der Schmerzen verringert. So zeigten sich in der Magnetresonanztomografie (MRT) deutliche Veränderungen in einer schmerzverarbeitenden Region im Hirnstamm, dem sogenannten Periaquäduktalen Grau. Welche Auswirkungen die Studienergebnisse beispielsweise für die Behandlung chronischer Schmerzpatienten haben kann, müsse künftig noch erforscht werden, resümiert Arvina Grahl. (red, 22.3.2018)