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Bei einem internen Treffen für Facebook-Angestellte soll Mark Zuckerberg durch Abwesenheit geglänzt haben.

Foto: reuters/DADO RUVIC

Im Facebook-Datenskandal hat die britische Regierung am Mittwoch den Druck auf die im Zwielicht stehenden britischen Firmen erhöht. Sie erwarte vom Marktforscher SCL und der Tochterfirma Cambridge Analytica (CA) "vollständige Kooperation" mit der Datenschutzbeauftragten ihrer Regierung, sagte Premierministerin Theresa May im Unterhaus.

CA steht im Verdacht, sich illegal die Daten von rund 50 Millionen Kunden des Internetgiganten Facebook angeeignet zu haben. Außerdem hat sich der mittler weile suspendierte CA-Chef Alexander Nix allerlei schmutziger Tricks gerühmt, mit der sein Unternehmen Wahlkampagnen wie US-Präsident Donald Trumps Sieg 2016 beeinflusst habe. Den ebenfalls immer wieder geäußerten Verdacht, auch Einfluss auf das Brexit-Votum genommen zu haben, weist die Firma zurück.

#DeleteFacebook

Die britische Datenschutzbeauftragte Elizabeth Denham ermittelt gegen Facebook und CA wegen Verstößen gegen das Datenschutzgesetz. Zu Wochenbeginn hatte die Kanadierin der US-Firma untersagt, weiter in Firmenräumen von CA und SCL nach dem Leck zu suchen, das die Daten-Weitergabe ermöglicht hatte.

Inmitten all dieser Diskussion kommt auch Facebook immer stärker unter Druck. Unter dem Hashtag #DeleteFacebook rufen zahlreiche User in sozialen Medien zur Löschung des eigenen Facebook-Accounts auf.

Facebook sieht sich gelinkt

Immerhin waren es problematische Privacy-Einstellungen des sozialen Netzwerks, die CA erst den Zugriff auf Userdaten ermöglicht haben. Facebook selbst gibt sich in seinen Wortmeldungen bisher zurückhaltend, versucht dabei aber, Verantwortung abzuweisen. So spricht man etwa in einer aktuellen Aussendung davon, dass man selbst zum Opfer einer Täuschung geworden sei.

Zuckerberg bleibt still

Eine Darstellung, die allerdings viele Fragen offenlässt. Immerhin gibt Facebook selbst an, von der Datenweitergabe im Jahr 2015 erfahren zu haben. In der Folge wurden aber weder die betroffenen Nutzer informiert, noch wurde sichergestellt, dass Daten tatsächlich gelöscht wurden. Die Kritik wird zudem noch dadurch verschärft, dass sich Firmenchef Mark Zuckerberg lange nicht zu der Affäre geäußert hat. Bei einem internen Treffen für Facebook-Angestellte zu diesem Thema soll er durch Abwesenheit geglänzt haben. Eine Wortmeldung Mittwochabend stand allerdings im Raum.

Derweil erhält die #DeleteFacebook-Kampagne Zulauf: Ausgerechnet Whatsapp-Gründer Brian Acton hat öffentlich aufgerufen, Facebook zu verlassen. "Es ist Zeit", heißt es in einem Tweet des Softwareentwicklers. Whatsapp wurde 2014 um 16 Milliarden Dollar von Facebook übernommen.

Auch Russland will Daten

In Russland wollen einstweilen die Behörden selbst Zugriff auf sensible Daten bekommen. Der Geheimdienst FSB hat dem Messengerdienst Telegram die Herausgabe von Informationen zu seinen Usern gegeben. Andernfalls will die Regulierungsbehörde Roskomnadsor Services des Kommunikationstools sperren.

Seit einem Jahr streiten die russischen Behörden bereits mit Telegram-Gründer Pawel Durow über die Herausgabe von Informationen. Denn schon 2016 hat die russische Duma die Freiheit im Internet stark eingeschränkt. Als eine der Maßnahmen verschärfte das Parlament die Strafen für Äußerungen in sozialen Netzwerken. Auch, was die Telegram-Nutzer sagen, will der Staat wissen. Begründet wird die Neugier mit der Terrorgefahr. Durow kündigte bereits an, trotz der juristischen Niederlage die Daten seiner Nutzer geheimzuhalten. (André Ballin aus Moskau, Sebastian Borger aus London, Andreas Proschofsky, 21.3.2018)