Kein Traum für zukünftige Individualisten: So sehen zur Weltenrettung abkommandierte Kadetten im Bauch eines Kampfroboters aus.

Foto: Universal Pictures

Wien – Die Frage nach der Dimension ist stets eine nach den Größenverhältnissen. Man stelle sich zum Beispiel Hochhäuser überragende Kampfroboter vor, die durch die Straßen trampeln und mit gehörigem Kollateralschaden ebendort gegen Monsterechsen kämpfen. Und dann werden diese Jaeger genannten Dinger von zwei kleinen Menschen darin gesteuert, die im Herzen dieser Kolosse beinahe tänzerisch deren Bewegungen vorgeben: ein schönes Bild für die Synchronität von Mensch und Maschine im Kampf gegen eine bestialische, weil natürliche Urgewalt.

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Vor fünf Jahren inszenierte Oscargewinner Guillermo del Toro mit Pacific Rim einen der interessantesten Blockbuster der Saison, indem er dem Krieg der Menschen gegen die invadierenden Monster aus dem Pazifik einen ganz speziellen, mitunter fast experimentell anmutenden Look verpasste. Diese ästhetische Vorgabe übernimmt nun glücklicherweise auch das Sequel, an dem del Toro allerdings nur noch als Coproduzent beteiligt ist. Abermals fließen, nunmehr unter der Regie von Autor und Fernsehregisseur Steven S. DeKnight (Marvel's Daredevil), die Farben und Formen ineinander, weicht bleiches Gegenlicht wiederholt einem bunten Durcheinander. Mit einem – für ein SF-Filmspektakel dieser Größenordnung auch aufgrund seines zu Verzerrungen neigenden Sounddesigns – erstaunlichen Ergebnis.

Teamwork zum Trotz

Angesiedelt im Jahr 2035, nach der erstmaligen erfolgreichen Abwehr der Kaiju genannten Unwesen aus den Tiefen der Meere, formiert sich in Uprising zu Beginn die nächste Generation. Dass dieser Film in der Folge keinen einzelnen Helden auf ein Podest stellen wird, zeigt sich bereits bei der Rekrutierung: Die Kadetten erinnern in ihrer Austauschbarkeit an jene aus Starship Troopers, die Paul Verhoeven seinerzeit Riesenkäfern vorsetzte. Aber auch die Ausbildner Jake Pentecost (John Boyega), Sohn des im Vorgängerfilm gefallenen Helden, und Nate Lambert (Scott Eastwood) vertrauen, der verordneten Hierarchie zum Trotz, lieber auf Teamwork.

Weil der klassische Weg für derartige Sequels oft vom äußeren zum inneren Feind führt, sieht man sich auch in Uprising bald mit heimlichen Drahtziehern konfrontiert, die in dem mit der Weltverteidigung beauftragten Rüstungskonzern ihr eigenes Süppchen kochen. Dass sich dieser am Schauplatz China befindet und somit entsprechendes Bodenpersonal in Form von Nebenfiguren zugegen sein kann, liegt wohl auch am überragenden Erfolg des Erstlings am chinesischen Markt.

Monster und Massen

Gleichzeitig macht Uprising deutlich, warum del Toro anlässlich von The Shape of Water meinte, nie wieder einen Film drehen zu wollen, der mehr als 50 Millionen Dollar kostet. Denn sind die ersten vom Gegner sabotierten Kampfmaschinen und Echsen erst einmal aufgetaucht, gibt es auch in Uprising kein Halten mehr: Wo dramaturgisch gehobelt wird, da fallen Wolkenkratzer.

Dennoch sind es gerade die mit ihren Plattfüßen und Riesenmäulern am Ende schwerfällig durch Tokio und eine hysterische Menschenmenge stampfenden Monster, die Uprising den Charme eines B-Movies aus den 1950er-Jahren verleihen. Angesiedelt irgendwo zwischen der Godzilla- und der Transformers-Reihe, macht dieser Blockbuster aus der erzählerischen Not somit eine referenzielle Tugend.

Obwohl nebenbei auch das eine oder andere traumatische Erlebnis von Offizier und Rekrutin (Newcomerin Cailee Spaeny in ihrer ersten Hauptrolle) aufgearbeitet wird, bleibt der menschliche Faktor eindeutig überschaubar. Und das ist gut so in diesem Film, der den Individualismus dorthin steckt, wo er gerade noch hineinpasst: in das kleine Innere eines jede menschliche Größe überragenden Kampfroboters. (Michael Pekler, 23.3.2018)