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Auf den ersten Blick ist die Nachricht eine gute: Die US-Regierung setzt die Strafzölle auf Stahl und Aluminium aus der EU vorerst aus. Der transatlantische Handelskrieg ist abgeblasen, es gibt wieder eine Chance für konstruktive Verhandlungen.

In denen hofft Präsident Donald Trump offenbar, mit seinen Drohungen von den Europäern größere Zugeständnisse herausquetschen zu können. Die gleiche Taktik hat er bereits gegenüber den Nafta-Partnern Mexiko und Kanada angewandt. Auch China, dem Zölle im gigantischen Ausmaß von 60 Milliarden Dollar drohen, könnte wieder eine Gnadenfrist erhalten. Denn Donald ist mächtig, aber Donald ist auch gnädig denen gegenüber, die seine Stärke anerkennen.

Doch die Politik des Weißen Hauses ist weniger vom großen Verhandlungstalent seines obersten Bewohners geprägt als von seiner an Irrsinn grenzenden Sprunghaftigkeit. Und diese ist für das Funktionieren des Welthandels mindestens so gefährlich wie tatsächlich umgesetzte Strafzölle.

Wenn Trump Woche für Woche neue Streitigkeiten vom Zaun bricht, weil er den Konflikt so liebt, dann werden die Handelspartner eher mit mehr Protektionismus als mit der Öffnung ihrer Märkte antworten. Wie Trump reagieren wird, wenn er merkt, dass seine Drohungen nicht wirken, ist ungewiss. Eine Rückkehr zur Vernunft ist von diesem Präsidenten jedenfalls nicht zu erwarten. (Eric Frey, 22.3.2018)