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US-Zölle auf Stahl und Aluminium bleiben trotz vorläufiger Ausnahmen für viele Länder eine Bedrohung im Handelskonflikt.

Foto: Getty / Scott Olson

Wien – Liebevoll werde er den Handelskrieg führen, sagte US-Präsident Donald Trump Anfang März. Was das in der Praxis bedeutet: Am Freitag sollen Schutzzölle von 25 Prozent auf Stahl und zehn Prozent auf Aluminium in Kraft treten, die Trump mit Verweis auf die nationale Sicherheit der USA angeordnet hat. Ungeachtet der Sicherheitslage hat der Präsident seither eine Reihe von Handelspartnern, allen voran Kanada und Mexiko und in letzter Minute auch die EU, bis auf weiteres von den neuen Zöllen ausgenommen.

Unabhängig davon, ob bereits betroffen oder vorläufig ausgenommen, lässt Trump seine Zölle wie ein Damoklesschwert über anderen Ländern hängen. Sein erklärtes Ziel ist, das Handelsbilanzdefizit der USA abzubauen. Ökonomen befürchten, dass die USA mit diesem Schritt nicht nur anderen, sondern auch sich selbst schaden. "Selbst wenn die EU auf etwaige spätere Zölle nicht mit den angedrohten Gegenmaßnahmen reagiert, wäre Amerika mittelfristig schlechter dran", sagt Wolfgang Schwarzbauer, Handelsexperte am Wirtschaftsinstitut Eco Austria. Denn die Zölle erhöhen Importpreise. Das bevorzuge zwar die "geschützten Industrien", erhöhe aber die Kosten für andere Branchen und letztendlich für die gesamte Volkswirtschaft. Dieser negative Effekt werde durch Gegenmaßnahmen der Handelspartner nur verstärkt, erklärt Schwarzbauer.

Zweitgrößter Handelspartner

Aus österreichischer Sicht wäre der Effekt der neuen Zölle gering. Die USA sind mit einem Exportanteil von sieben Prozent zwar der zweitgrößte Handelspartner, heimische Exporteure liefern jedoch vor allem Maschinen, Autoteile, pharmazeutische Produkte und Red Bull in die USA. Eine Eskalation könnte Österreichs Wirtschaft aber als Ganzes treffen: Beispielsweise eine Erhöhung sämtlicher US-Zölle um 20 Prozentpunkte mit begleitenden regulativen Handelsbarrieren würde das Bruttohaushaltseinkommen um rund 0,3 Prozent reduzieren, wie das Ifo schätzt. "Das klingt vielleicht nicht so dramatisch, aber auf aktuelle Wachstumsraten umgelegt wären das zehn Prozent weniger Wirtschaftswachstum", sagt Schwarzbauer.

"Ich möchte nicht in Jean-Claude Junckers Schuhen stecken", sagt der Ökonom. Denn Europa stehe angesichts von Trumps Drohgebärden vor einer schwierigen Gratwanderung: Neue Handelsbarrieren schadeten nicht nur dem Wohlstand, sie widersprächen auch dem "Projekt EU", das für freien Austausch auf allen Ebenen stehe.

Historisch betrachtet waren Handelskriege selten "liebevoll". Die berüchtigten Smoot-Hawley-Zölle der USA aus dem Jahr 1930 auf rund 800 Produkte haben zu weltweiten Gegenreaktionen geführt. Damals brach der globale Warentausch um zwei Drittel ein. Ein ähnliches Szenario drohe heute aber nicht, erklärt der US-Ökonom Douglas Irwin von der Universität Dartmouth. Zölle seien damals weder der Auslöser noch das schädlichste Mittel im Handelskrieg gewesen. Zu Zeiten des Goldstandards ging es um die Kontrolle von Devisen. Währungs- und Handelskrieg waren eng verzahnt, mit desaströsen Konsequenzen. Dank flexibler Wechselkurse und unabhängiger Notenbanken gibt es heute andere Ausgleichsmechanismen, betont Irwin. Die Gefahr: Heute könnten Zölle für Handelskrieger als das geeignete Mittel erscheinen.

Waffenstillstand

Wenn früher ein Land wie die USA bestimmte Zölle einführte, reagierten Handelspartner einmalig mit Vergeltungsmaßnahmen. Daraufhin gab es einen Waffenstillstand, betont Irwin.

Dass es heute bei einem einmaligen Schlagabtausch bleibe, ist aber nicht sicher. Was wird passieren, wenn das Handelsdefizit der konsumfreudigen Amerikaner nicht sinkt? Bedauerlicherweise wolle Trump weiter eskalieren, schätzt Irwin. Das kann am Ende zu großen Problemen führen. (Leopold Stefan, 22.3.2018)