Fluktuation in einem Team ist normal und in Ordnung – manchmal ergeben sich ganz einfach andere Karrieremöglichkeiten, manchmal passt jemand doch nicht so gut ins Team, und manchmal müssen Stellschrauben gedreht werden, um das Uhrwerk perfekt funktionieren zu lassen.

Was aber Donald Trump mit seinem Beraterstab anstellt, das ist nicht umsichtige Feinjustierung, sondern eher blindwütiges Herumhämmern. Nun hat der US-Präsident also einen seiner allerwichtigsten Mitarbeiter, H. R. McMaster, als Nationalen Sicherheitsberater gefeuert. Jenen Mann, der als einer der ganz wenigen so etwas wie eine strategische Ordnung ins Weiße Haus einbringen konnte. Immerhin hat es McMaster auf eine Amtszeit von 395 Tagen gebracht – eine Marathonleistung im Vergleich zu den 22 Tagen, die sein Vorgänger Michael T. Flynn schaffte.

Zwar hatte Trump McMaster im Februar vergangenen Jahren mit großen Worten präsentiert, tatsächlich aber stimmte die Chemie zwischen den beiden niemals. Mal ätzte der US-Präsident über das Aussehen McMasters (Bierkutscher), mal nörgelte er darüber, wie langweilig und langatmig die Ausführungen seines Sicherheitsberaters seien. Willkommen im Job eines US-Präsidenten, in dem es darum geht, Entscheidungen allergrößter Tragweite sorgfältig und fundiert abwägend zu treffen! Das Leben ist keine TV-Realityshow.

Hire and fire

Was Trump mit seinem Beraterstab dutzendfach aufführt – angefangen von seinen Kommunikationsexperten über den FBI-Chef bis eben jetzt zu McMaster –, zeugt von einer selbstgefälligen Hire-and-fire-Mentalität, die sich allenfalls ein starrsinniger Chef eines Kleinunternehmens eine Zeitlang leisten kann. In der Politik aber hat eine solche Attitüde nichts verloren. Es ist wohl kaum vermessen anzunehmen, dass sich der aktuelle US-Präsident auch 14 Monate nach Amtsantritt nicht der Bedeutung seines Amtes und der Tragweite seiner Handlungen bewusst ist – sondern allenfalls an kurzzeitigen Effekten interessiert ist, die ihn persönlich betreffen.

Spätestens seit McMaster vor rund einem Monat bei der Münchner Sicherheitskonferenz einräumte, es sei "unwiderlegbar korrekt", dass Russland manipulativ in den US-Wahlkampf 2016 eingegriffen habe, muss ihm klar gewesen sein, dass sein Stündlein geschlagen hat. Denn McMasters Aussage ist dazu angetan, Trumps Narrativ in dieser Sache zu zerstören – und das kann und will er nicht zulassen. US-Sonderermittler Robert Mueller sitzt ihm schon genug im Nacken. Also: Rauswurf.

Hardliner und Wüterich

Dass nun John Bolton auf McMaster folgt, ist keineswegs beruhigend. Der ehemalige US-Botschafter bei den Vereinten Nationen ist einer, der gern und unverschämt die Stärke der USA heraushängen lässt. Einer, der eher Hau-ruck-Politik statt behutsamer Diplomatie betreibt. Einer, der schon unter der Präsidentschaft des Republikaners George W. Bush seine Fäden zog beim "Project for the New American Century". Diesem gehörten auch Dick Cheney, Donald Rumsfeld und Paul Wolfowitz an – alles Männer, die für den desaströsen Irak-Krieg ab 2003 verantwortlich zeichneten.

Doch solch ein Hardliner und Wüterich ist ganz nach Trumps Geschmack – offenbar mehr als einer, der wie McMaster Für und Wider abwägt und alle Optionen auf den Tisch legt. Trump bevorzugt nur eine Option: jene, die ihn und die USA stark aussehen lässt. Mit Bolton könnte er einen willfährigen Erfüllungsgehilfen gefunden haben. In Sachen Nordkorea und Iran ist diese Besetzung sogar extrem besorgniserregend: Bolton hat sich mehr als einmal offen für präventive Militäraktionen gezeigt – und diese sogar mitunter gefordert. (Gianluca Wallisch, 23.3.2018)