Lewis Hamilton legte im Melbourne-Training die schnellste Zeit hin.

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Maurizio Arrivabene und Toto Wolff haben laut RB-Chef Horner die Zügel in der Hand.

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Melbourne – Wie im Vorjahr hat Lewis Hamilton auch 2018 nach vielen Spekulationen am ersten offiziellen Trainingstag der neuen Formel-1-Saison das Feld angeführt. Der Mercedes-Pilot legte in 1:23,931 Minuten am Freitag die Tagesbestzeit in Melbourne hin, dicht hinter ihm lag allerdings Max Verstappen im Red Bull. Sebastian Vettel kam im Ferrari nicht über Platz fünf hinaus. Romain Grosjean zeigte auf.

Knappe Abstände

Verstappen blieb bei strahlendem Sonnenschein nur 0,127 Sekunden hinter Hamilton. Auch die Finnen Valtteri Bottas (+0,228) im Mercedes und Kimi Räikkönen (+0,283) im Ferrari waren nicht so weit vom Weltmeister entfernt. Etwas größer schon der Rückstand Vettels, der als Fünftplatzierter mit 0,520 Sekunden Abstand folgte.

Für viele überraschend fuhr Grosjean (+0,717) im Haas auf den sechsten Platz, womit er die starken Testeindrücke des US-Teams vorerst bestätigte. Der Australier Daniel Ricciardo (+0,790) im zweiten Red Bull musste sich als Siebenter hinter dem Franzosen anstellen. Fernando Alonso im McLaren-Renault wies schon 1,269 Sekunden Rückstand auf. In der ersten Einheit war der Spanier wegen Auspuffproblemen lange nicht aus der Box gekommen, ehe er seine erste gewertete Runde hinlegen konnte.

Mercedes und RB zufrieden

"Es war ein guter Start", urteile Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff. "Es ist natürlich schwer, allzu viel herauszulesen", meinte Red-Bull-Teamchef Christian Horner. "Mercedes hat dort weitermacht, wo sie aufgehört haben. Ich denke, wir haben über den Winter einen guten Fortschritt gemacht."

Etwas turbulent verlief die zweite Ausfahrt am Nachmittag, in der es auf dem rutschigen Untergrund einige Ausritte ins Kiesbett gab. Unter anderem landete Bottas neben der Strecke. Wegen eines losen Kabels auf der Zielgeraden wurde das Training zudem für wenige Minuten unterbrochen. Williams-Pilot Lance Stroll musste am Ende der Session seinen Wagen frustriert abstellen – totale Überhitzung.

Ferrari droht mit Ausstieg

Hitzig verliefen auch die Diskussionen abseits der Rennstrecke. Der Gedanke einer rivalisierenden Rennserie machte erneut die Runde. Ferrari-Patron Sergio Marchionne hatte in den vergangenen Monaten mehrmals mit dem Ausstieg des ältesten und erfolgreichsten Rennstalls gedroht, sollte sich das Reglement zur Saison 2021 so verändern, dass die Motoren deutlich preiswerter werden und die Aerodynamik an Komplexität verliert.

Nun legte Maurizio Arrivabene nach. "Mein Vorsitzender weiß sehr gut, wovon er spricht", sagte der Italiener. "Nehmt ihn bitte ernst." Der Teamchef sah die Sachlage ähnlich: "Du kannst doch auch Cristiano Ronaldo nicht sagen: Hör auf zu treffen, weil Real Madrid sonst zu stark ist."

Mercedes diplomatisch

Mercedes-Motorsportchef Wolff gab sich diplomatisch. "Niemand will, dass es zerbröselt", betonte er. "Ich glaube, am Ende vereint uns dann die Formel 1 und die Verantwortung für die Formel 1 mehr, als dass wir vielleicht auseinander sind. Wir müssen das für 2021 auf die Reihe bekommen – aus bestem Interesse für den Sport." Während des Grand Prix von Bahrain am ersten April-Wochenende soll ein weiteres wichtiges Treffen zu den Zukunftsfragen stattfinden.

Red-Bull-Teamchef Horner plädiert für eine radikale Vereinfachung beim Motor, merkte aber an: "Ferrari und Mercedes sind die einzigen Teams, die sich auf irgendetwas einigen können." Horner stößt sich auch daran, dass Ferrari und Mercedes im Fall Laurent Mekies offenbar auf derselben Seite stehen.

FIA-"Transfer" sorgt für Ärger

Vor zwei Wochen war bekannt geworden, dass Ferrari den hochrangigen FIA-Mitarbeiter engagierte, wobei Mekies seine Arbeit Ende September aufnehmen soll. Der Franzose war im Motorsport-Weltverband lange Zeit Sicherheitsbeauftragter und stellvertretender Formel-1-Rennleiter und besitzt damit Insiderwissen über die aktuellen Autos.

Laut Horner besagt ein Gentlemen's Agreement der Strategiegruppe, dass eine Frist von zwölf Monaten eingehalten werden muss, bevor ein FIA-Mitarbeiter zu einem Formel-1-Team wechseln darf. Ferrari wollte von dieser Vereinbarung nichts wissen.

Am Samstag stehen auf dem Albert Park Circuit ein weiteres Freies Training und ab 7 Uhr MEZ das Qualifying auf dem Programm. Am Sonntag (7.10 Uhr MESZ, live ORF 1 und RTL) steigt das erste von 21 Rennen dieser Saison. (APA, sid, red, 23.3.2018)