Fotos sind zugleich auch Zeitzeugen, oder zumindest eine Kopie eines Zeitzeugen, sagt Fotograf Reiner Riedler – Erinnerungsstücke wie Diamanten.

Foto: Lukas Friesenbichler

Erinnerung, so sagt man, ist der Vergangenheit Zukunft. Erinnerung, das hat gerade in Wien, der Hauptstadt des Nekrophilen, des Morbiden, eine lange und vor allem gut gehegte Tradition. Dem heiklen Thema der Sterblichkeit, dem Topos des Todes, und der Trauer der Hinterbliebenen widmet sich in sensibler Art und Weise Reiner Riedler. Der Wiener Fotokünstler näherte sich einer speziellen Form des Gedenkens an geliebte Verloren-Gegangene. Seit einigen Jahren nämlich gibt es die Möglichkeit, aus der Asche eines Verstorbenen einen Diamanten zu fertigen. Riedler begleitete und befragte einige Hinterbliebene, die derart in engem Kontakt mit den Sie-verlassen-Habenden bleiben wollen.

Die Beweggründe klingen vorerst ähnlich, de facto aber hat jede Geschichte einen subjektiven, sehr persönlichen Hintergrund. Nicht wenige fassen den aus der Krematoriumsasche des Angehörigen hergestellten Diamanten in Schmuckstücke, andere lassen ihn solitär.

Berührend sind die Storys, überraschend, beruhigend. Ein Enkel etwa ging mit dem Ring auf Weltreise, fotografierte ihn vor all den Orten, die die Großmutter selbst nie hatte besuchen können. So wird ihr Traum doch noch wahr, sagt er. Der Diamant schafft Wert und Bestand. Fotografie ist ein Abzug der Wirklichkeit, ein flüchtiger Moment, ein Vorüberziehen, das festgehalten wurde, ein Augenblick, dem ein Hauch von Ewigkeit geschenkt wird. Um die geliebte Person in Erinnerung zu behalten, in Ehren. Wider das Vergessen. Still im Herzen verwahrt. (Gregor Auenhammer, 24.3.2018)