Im Englischen der Begriff für (Abfall-)Behälter, im Deutschen eine Verbform von "sein": Mit dem Wörtchen "bin" spielt Walter Swennens "Egology" (2018).

Foto: HV-studio

Walter Swennen war Dichter der Beatnik-Generation, bevor er sich in den 1980er-Jahren der Malerei zuwandte – allerdings nicht, ohne in seinen Bildern weiter zu dichten: Neben Symbolen oder Alltagsobjekten sind Buchstaben und Worte in fast allen seiner Bildschöpfungen zu finden.

Tambula malemba, der Titel seiner Ausstellung in der Galerie nächst St. Stephan, ist auf einem seiner Gemälde zu lesen. Swennen bezieht sich damit auf ein Bild des kongolesischen Malers Peintre Moke (1950-2001), das die Aufführung eines in Mokes Heimat populären Rumba-Songs desselben Titels zeigt. In seiner Hommage verzichtet Swennen auf die Gegenständlichkeit des Originals. Vielmehr gibt er die Aufforderung "Lass es uns sachte angehen" – dies die ungefähre Übersetzung von "Tambula malemba" – als Schriftzug wieder, der nun wie ein Graffiti an einer Wand anmutet.

Das titelgebende Bild ist nicht die einzige Arbeit in der Ausstellung, bei der Swennens Faible für Musik durchscheint: Einen Tanzsaal stellte er auf einem Gemälde dar; eine Vinylplatte klebte er auf das Bild T-disc, das wiederum konzeptueller angelegt ist: In unmittelbarer Nähe eines gemalten "T" wird die Schallplatte als der Buchstabe "O" lesbar.

Walter Swennen: "Opium" (2018)
HV-studio

Später Erfolg

Swennen, geboren 1946 in Brüssel, wurde spät von den Institutionen entdeckt, erst 2014 richtete ihm das Museum Wiels in der belgischen Hauptstadt eine große Personale aus. Erklärt wurde der späte Erfolg oft damit, dass sein Werk sich nicht auf ein bestimmtes Konzept, einen bestimmten Malstil festlegen lasse – worunter die Wiedererkennbarkeit leide.

Heute wird Swennen dafür gefeiert, dass er Improvisation und Intuition pflegt, während er sich zugleich oft auf die Kunstgeschichte bezieht. Etwa auf jene ikonische Pfeife, mit der René Magritte über das Verhältnis zwischen realem Objekt, Darstellung und Sprache reflektierte. "Ceci n'est pas une pipe" – "dies ist keine Pfeife" -, hatte Magritte unter das realistische Abbild einer Pfeife geschrieben. Swennen verleiht diesem kunsttheoretischen Spiel einen weiteren Dreh: In seiner Variation des Bildes ist die Pijp abstrakt dargestellt, gegenständliche Rauchkringel mögen das Objekt jedoch als Pfeife verraten.

Ein Spiel mit der Sprache ist das Gemälde Egology. Es zeigt einen Mistkübel mit der Aufschrift "Ich", darunter steht "bin". Dieses Wort ist einerseits der englische Begriff für (Abfall-)Behälter, sorgt andererseits aber auch dafür, dass deutschsprachige Betrachter das Sätzchen "Ich bin" lesen können. Ob man das Bild so interpretieren muss, dass hier das "Ich" entsorgt wurde?

Walter Swennen: "Josette" (2018)
HV-studio

Keine kritische Bestandsaufnahme

Das könnte zwar ganz gut zu unserer Gegenwart passen, an einer kritischen Bestandsaufnahme ist Swennen allerdings genauso wenig interessiert wie an malerischer Virtuosität oder heroischen Inhalten. Auch wenn er Bilder aus Comics und Werbung aufgreift, thematisiert er vorwiegend ästhetische, malerische Fragen.

Lässt sich ein Bild, das eine Katze im Bücherregal zeigt, als Ausdruck von Swennens Vorliebe für das Beiläufige lesen, wirken manche Motive in der Ausstellung deutlich rätselhafter. Einlassen sollte man sich bei Arbeiten wie Opium oder Overboard allerdings auf die Bildtitel, die dem Künstler sehr wichtig sind und weite Assoziationsspielräume eröffnen. (Christa Benzer, 28.3.2018)