Wien – Was passiert, wenn einer Versammlungsfreiheit auf Sammlungsfreiheit reduziert? Dann freut sich der Auktionar, freuen sich die Bieter, die -innen. Im vorliegenden Fall jedenfalls. Der vorliegende Fall, das ist der Nachlass eines Lehrers, der mit Heinrich Scherak, dem letzten Lambretta-Importeur, befreundet war.

Kein Lambretta Museum

Die Idee eines gemeinsamen Lambretta-Museums zerschlug sich weiland, doch die private Sammlung wuchs und wuchs. Also baute der Wiener in Neusiedl ein Haus – nicht für die Familie, sondern für die Roller. Und eben diese Sammlung wird jetzt versteigert: vom Dorotheum, am 6. April, im Fahrzeug- und Technik-Zentrum Wien-Vösendorf (Doktor-Robert-Firneisstraße 6-8). Manchmal rollen die Ereignisse überraschend auf einen zu.

Lambretta 125 m Tipo A (1948), Rufpreis 500 €.
Foto: Dorotheum

Insgesamt geht es bei "Scootermania" um knapp 100 Motorroller (inkl. Fragmente). Schwerpunkt ist natürlich Lambretta, daneben gibt's aber auch Einspuriges von – alphabetisch angeführt – Aermacchi, Cagiva, Cezeta, Colibri, Ducati, Heinkel, Iso, Kauba, KTM, Lohner, Maico, Manet, Moto Guzzi, Motobi, Puch, Rumi, Suzuki, Vespa, Yamaha etc. Die Rufpreise sind erfreulich moderat, die höchsten liegen bei 500 Euro.

Die letzte Lambretta

Als Highlights nennt Wolfgang Humer, seit 2011 Leiter der Abteilung Klassische Fahrzeuge und Automobilia im Dorotheum, die Lambretta Tipo A von 1948, mit der alles begonnen hat. Von ihr bis zur letzten Lambretta, der DL 200 Electronic von 1971, ist praktisch alles vertreten, was die Marke auf die Räder gestellt hatte. Anfang, Ende und quasi alles dazwischen.

Maicomobil MB 175 (1953) – Rufpreis 500 €.
Foto: Dorotheum

"Einfach nur cool" findet Humer auch das Maicomobil MB 175 von 1953, ein Gerät, das er des extravaganten Erscheinungsbildes wegen als "Raumschiff" bezeichnet – wäre es restauriert, bekäme man dafür wohl 20.000 Euro aufwärts. Auch die drei KTM Mirabell findet er grandios, weil es weltweit nur noch 20, 30 Stück gebe: "Drei auf einmal, das findet man ganz selten." Oder die vier Lohner-Roller – und überhaupt den Umstand, dass hier "ein Stück spannender österreichischer Mobilisierungsgeschichte" zu sehen und ersteigern ist. Ein Glücksfall. Online kann man übrigens bereits bieten. (Andreas Stockinger, 25.3.2018)