Eine Frau auf der Flucht. Sie hat sich vorbereitet, aber im Schneetreiben landet sie mit ihrem Auto in einer Schlucht. Ein Einsiedler hoch oben in den Südtiroler Bergen findet sie und bringt sie in seine Hütte. Der Mann ist kräuterkundig und pflegt die Schwangere, die sich erholt und sicher wähnt. Es gibt kaum eine Verbindung nach unten ins Dorf, der Einsiedler lebt von der Subsistenzwirtschaft, hält ein paar Schweine. Die Frau lernt, sie zu füttern – bis sie eine unheimliche Entdeckung macht.

Luca D'Andrea, der mit den Bergen vertraut ist, schreibt keine kuscheligen Heimatromane, in denen es um urlaubende Kommissare und Wirtshausschlägereien geht. Sein Thema ist die gewaltige Natur, die Unberechenbarkeit des Wetters, das karge Leben weitab der Zivilisation. D'Andrea ist kompromisslos und wortgewaltig, hier geht es archaisch zu. In seinem zweiten Epos nimmt er die übersinnlich-mythische Komponente, die im Erstling Der Tod so kalt eine Rolle spielt, zurück. Ein Bergdrama, das es in sich hat. (Ingeborg Sperl, Album, 27.3.2018)