Leipzig – Die (bislang) vorletzte Kaltzeit des Pleistozäns wird im Alpenraum Riß-Kaltzeit genannt, ihre Entsprechung weiter nördlich heißt Saale-Kaltzeit. Nach bisheriger Meinung soll diese vor 300.000 bis 350.000 Jahren begonnen haben – laut einer neuen Studie dürfte es aber schon wesentlich früher gewesen sein.

Forscher des Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie in Leipzig berichten im Fachjournal "Scientific Reports", dass sich in Mitteldeutschland schon vor 450.000 Jahren eine kilometerdicke Eisdecke bildete. Basis des Befunds waren neue Untersuchungen von Flussablagerungen.

Dieser Findling in der Kiesgrube Rehbach in Sachsen wurde vor etwa 450.000 Jahren von Gletschern herbeitransportiert, die aus Skandinavien vordrangen.

Bei ihren systematischen Untersuchungen der Ablagerungen in Flüssen wie der Weißen Elster und der Saale fanden die Experten zudem Faustkeile und andere Steinwerkzeuge, die zusätzliche Informationen über die Ausbreitung altsteinzeitlicher Menschen in dem Gebiet lieferten.

Demnach reichen die ersten Besiedlungsspuren bis etwa 400.000 Jahre zurück, als die Gletscher vorläufig wieder zurückwichen. Artefakte, die auf die Anwesenheit von Neandertalern hindeuten, sind 300.000 bis 200.000 Jahre alt. Dank der neuen Datierungen hoffen die Wissenschafter, nun genauer erforschen zu können, wie sich Menschen in der Region damals an die Wechsel von Kalt- und Warmzeiten anpassten. (APA, red, 23. 3. 2018)