Bild nicht mehr verfügbar.

Zerstörung in Alexandria.

Foto: REUTERS/Fawzy Abdel Hamied

Alexandria – Zwei Tage vor Beginn der Präsidentenwahl in Ägypten haben Unbekannte nach Angaben des Innenministeriums einen Anschlag auf den Polizeichef der Stadt Alexandria verübt. Mostafa al-Nemr blieb dabei laut TV-Berichten am Samstag unversehrt, dem Ministerium zufolge starben aber ein Polizist und ein Fahrer.

Demnach detonierte ein unter einem Auto befestigter Sprengsatz, als Nemrs Fahrzeug die Stelle passierte. Zu dem Anschlag bekannte sich zunächst niemand. Die amtliche Nachrichtenagentur MENA machte jedoch die verbotene Muslimbruderschaft verantwortlich: Sie habe mit der Attacke die für Montag geplante Wahl behindern wollen. Mit genau diesem Ziel hatte der Islamische Staat (IS) unlängst zu Angriffen auf Sicherheitskräfte und Politiker aufgerufen.

Vier verletzte Polizisten

Bei dem Anschlag in Ägyptens zweitgrößter Stadt wurden dem Innenministerium zufolge vier weitere Polizisten verletzt. Polizeichef Nemr selbst war später im Fernsehen zu sehen, wie er den Tatort inspizierte. In den sozialen Medien kursierten zudem Bilder eines ausgebrannten Autos, die aber zunächst nicht unabhängig verifiziert werden konnten.

In der MENA-Meldung hieß es, die Muslimbruderschaft habe die Bürger mit dem Anschlag von der Stimmabgabe abhalten wollen. Bei der am Montag beginnenden dreitägigen Wahl tritt nur ein relativ unbekannter Kandidat gegen Amtsinhaber Abdel Fattah al-Sisi an, der hart gegen die Muslimbruderschaft vorgeht. Die islamistische Organisation, aus deren Reihen mit Mohammed Mursi der bisher einzige Präsident des Landes kam, der sich bei seiner Wahl gegen ernsthafte Konkurrenz durchsetzen musste, ist in Ägypten inzwischen als Terrororganisation verboten. Al-Sisi spielte 2013 als Oberbefehlshaber der Streitkräfte eine zentrale Rolle beim Sturz Mursis.

Herausforderer zurückgezogen

Doch Al-Sisi geht nicht nur gegen die Muslimbrüder vor. Erst am Freitag hatte er bei einem Besuch auf dem Sinai erklärt, die Extremistenmiliz IS werde auf der Halbinsel in Kürze besiegt. Seit Jahren verübt der IS Anschläge auch in Ägypten, vor allem gegen Sicherheitskräfte und Christen. Bei dem bisher schwersten Anschlag in der Geschichte des nordafrikanischen Landes wurden 300 Menschen getötet.

Al-Sisis aussichtsreichste Herausforderer hatten sich im Jänner aus dem Rennen um das Präsidentenamt zurückgezogen. Sie erklärten, sie fühlten sich nach der Verhaftung von Al-Sisis Hauptrivalen eingeschüchtert. Kritiker werfen dem Präsidenten vor, mit harter Hand gegen Gegner vorzugehen und mit einschneidenden Wirtschaftsreformen seine Beliebtheit verspielt zu haben. Seine Anhänger halten dem entgegen, die Maßnahmen seien zur Stabilisierung des Landes notwendig. Seit dem Sturz des langjährigen Machthabers Hosni Mubarak 2011 ist Ägypten nicht zur Ruhe gekommen. (APA, 25.3.2018)