Bild nicht mehr verfügbar.

Freitags "schon" um 20 Uhr heimgehen – nicht alle wollen das.

Foto: REUTERS

In kaum einem anderen Land wird so viel gearbeitet wie in Südkorea: 2.069 Stunden sind es pro Jahr, wie eine Auswertung der OECD zeigt. Das sind um 468 Stunden mehr als zum Beispiel in Österreich. Nur in Mexiko wird mehr gearbeitet.

Die südkoreanische Regierung startet nun eine Initiative gegen Überarbeitung: In der Hauptstadt Seoul sollen Angestellte ab Ende dieses Monat spätestens um 20 Uhr das Büro verlassen müssen, wie die britische BBC berichtet. Dazu sollen die Computer von der Stromversorgung abgeschnitten werden. Die Stadtregierung gibt zur Begründung an, man wolle damit die "Kultur der Überstunden" beenden.

Fleiß als wichtige Tugend

Der Plan ist mehrstufig – ab April sollen die Rechner dann jeden zweiten und vierten Freitag im Monat bereits um 19:30 Uhr abgeschaltet werden. Ab Mai soll man schließlich freitags ab 19 Uhr nicht mehr weiterarbeiten dürfen. Ausnahmen vom verordneten Büroschluss soll es weiterhin geben.

Aber nicht alle scheinen gerne weniger arbeiten zu wollen: Rund 67 Prozent der Regierungsmitarbeiter haben laut BBC darum gebeten, von der Maßnahme befreit zu werden.

Hohe Suizidrate

Fleiß gilt in Südkorea als eine wichtige Tugend. Schon in Volksschülern wird der Begriff dafür – "yeolshimi" – verinnerlicht. Freizeit haben Schüler kaum. Am Ende der Schulzeit geht der Wettbewerb um einen Studienplatz an einer der besten Universitäten los. Und im anschließenden Arbeitsleben geht die Arbeitsbelastung weiter.

Das hat Folgen: Die Suizidrate ist in Südkorea vergleichsweise hoch. 40 Menschen nehmen sich durchschnittlich pro Tag das Leben – in keinem anderen OECD-Land sind es mehr. Vermutet wird ein Zusammenhang mit Depressionen, Angststörungen oder anderen stressbedingten psychischen Krankheiten. (lib, 26.3.2018)