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Die Sitcom "Big Bang Theory" startete in die ersten Folgen mit einem rein männlichen Forscherteam – mit Ausnahme kleiner Auftritte der Experimentalphysikerin Leslie Winkle. Später wurden auch eine Neurobiologin und eine Mikrobiologin in die Serie aufgenommen. Medien beeinflussen die Vorstellung vom Wissenschaftsberuf, ist der Psychologe David Miller überzeugt.

Foto: AP/CBS, Michael Yarish

Wer steht im Labor, am Pult eines Hörsaals, schaut durch das Mikroskop oder filetiert soziale Fragen unserer Zeit? Eines von drei Kindern stellt sich bei diesen Forschungstätigkeiten eine Frau vor, immerhin. In den 1960er- und 1970er-Jahren war es unter hundert Kindern durchschnittlich weniger als eines, das auf die Idee kam, Forschung und Wissenschaft könnte eine Frau betreiben. Es hat sich also zwar etwas bewegt, trotzdem erachtet der Großteil der US-amerikanischen Kinder Wissenschaft als eine männliche Profession.

Das dominante Bild des Forschers

Zu diesem Ergebnis kam eine Studie, die im Zeitraum von 1966 bis 2016 Kinderzeichnungen über ForscherInnen untersuchten. Die Zeichnungen entstanden im Rahmen des "Draw A Scientist"-Tests, den SoziologInnen in verschiedensten Studien ab den 1960ern anwandten. Mit diesen Daten basiert die Analyse unter der Leitung des Psychologen David Miller von der Northwestern University in Evanston (Illinois) auf Zeichnungen von insgesamt 20.000 Kindern und ihren Vorstellungen vom Forschungsberuf. Ihr Altersspektrum reicht vom Kindergarten bis in die Highschool.

In den Kinderzeichnungen waren in den 1960er- und 1970er-Jahren Frauen als Wissenschafterinnen noch die absolute Ausnahme, 99,4 Prozent der Kinder zeichneten einen Wissenschafter. Ein Bild, das ab 1985 zu bröckeln begann: In Untersuchungen zwischen 1985 und 2016 verringerte sich das dominante Bild des Forschers auf 72 Prozent – wobei ab 2010 eines von drei Kinder eine Forscherin vor Augen hatte, als es mit seiner Forschungszeichnung begann.

Kleinere Kinder zeichnen noch Frauen

Für Miller sind es zwei Aspekte, die höchstwahrscheinlich die geschlechterspezifische Idee vom Forschungsberuf verändert haben: dass tatsächlich mehr Frauen in der Forschung tätig sind und dass in massenmedialen Bildern wie Fernsehen oder auch Kindermagazinen häufiger Forscherinnen vorkommen als früher.

Die Zeichnung einer Forscherin eines elfjährigen Mädchens.
Foto: Vasilia Christidou

Die Studie hat auch untersucht, wie sich Vorstellungen von Geschlecht in der Wissenschaft mit dem Alter der Kinder verändern, und es zeigte sich, dass mit zunehmendem Alter die Forscherinnen in den Köpfen der Mädchen und Buben verschwinden: Ab den 1980ern zeichnen bei den sechsjährigen Kindern durchschnittlich 30 Prozent der Mädchen und 83 Prozent der Buben Forschende als Männer. Doch im Alter von 16 steigt die Vorstellung von Wissenschaft als Männerberuf nochmal deutlich: 75 Prozent der Mädchen in diesem Alter bringen nur Forscher und keine Forscherinnen aufs Papier, bei dem Buben sind es sogar 98 Prozent, die nur Männer in der Wissenschaft zeichnen.

Die ForscherInnen vermuten, dass mit zunehmendem Alter medial vermittelte Geschlechterstereotype eine wichtigere Rolle spielen. (red, 26.3.2018)