Räkelt sich diese Woche durch zwei Österreichkonzerte: Joan As Police Woman.

Foto: Pias Records

Wien – Ein schlechtes Album muss sie erst machen. Bisher ist ihr das nicht passiert, nennen wir es Klasse. Diese beweist Joan As Police Woman auf mittlerweile sechs Platten. Gerade ist Damned Devotion erschienen, und diese Woche konzertiert die US-Musikerin auf ihrer Europatour in Graz und Wien.

"Warning Bell" vom Album "Damned Devotion".
Joan As Police Woman

Wer die Dame einmal erlebt hat, ist ihr verfallen. Joan Wasser, wie sie bürgerlich heißt, vereint Glamour und Lässigkeit wie wenige. Ihre Songs scheint sie oft nicht bloß zu singen, sie räkelt sich durch ihre Texte. Das verleiht ihrer Musik eine Eleganz, ihr selbst eine divaeske Attitüde. Beides löst sie ein. Joan Wasser vereint in ihrer Musik die Künstlichkeit des Hochglanz-Pop mit der Emotion von Soul. Damit hat sie in den letzten zwölf Jahren eine kleine Weltkarriere gemacht, spielte mit Antony and the Johnsons, John Cale oder Rufus Wainwright – und schlug mit jedem ihrer Alben einen Haken.

Damned Devotion prägen elektronisch produzierte Rhythmen. Dazu reicht Madame Wasser ein paar Streicher, Bässe aus dem Soul-Reich und schlunzt obendrüber ihre Texte: Sie handeln von Abhängigkeit, Herzeleid, Selbstbestimmung und der Sehnsucht.

Begnadete Entertainerin

Früher kreuzte sie schwarzen Pop mit Britney Spears, coverte Public Enemy oder entführte in ihr persönliches Tränental. Dieses fluten kleine Niederlagen des Alltags ebenso wie elementare Erlebnisse in ihrer Biografie. Etwa, als ihr Lebensgefährte Jeff Buckley in den 1990ern im Mississippi ertrank.

Live erwies sich Wasser jedes Mal als begnadete Entertainerin, die mit einer in den Straßen New Yorks geschliffenen Schnauze gerne Klartext spricht. Die 47-Jährige spielt die Gitarre so traumwandlerisch, wie sie aus ihrem Keyboard Seelenstoff drückt, mit einer Federboa ist zu rechnen.

Was auf ihren Alben präzise ausgeleuchtete Kunstlieder sind, überführt sie auf der Bühne mit einer eloquenten Band in eine mitreißende Show – ohne dass die Feinheiten verloren gingen. Und da jedes Album ein wenig anders klingt, bleibt es spannend, wie sie das neue Werk im Konzert umsetzen wird. Nachdrücklich empfohlen. (Karl Fluch, 27.3.2018)