Warna/Sofia – Während Recep Tayyip Erdoğan am Wochenende eine Offensive im nordirakischen Sindjar ankündigte, regt sich in Bulgarien, wo der türkische Präsident am Montag zu einem EU-Türkei-Gipfel weilt, Widerstand. Rund hundert Menschen protestierten in dem Schwarzmeerort Warna gegen die Politik Erdoğans. Die Demonstranten, die sich trotz Regens in der Innenstadt versammelt hatten, trugen Plakate mit Aufschriften wie "Stoppt Erdoğan" und "Europa ist kein Platz für Diktatoren".

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Demonstration in Warna.
Foto: REUTERS/Stoyan Nenov

Zu der Demonstration gegen den Gipfel am Montagabend hatte die nicht im Parlament vertretene nationalistische Partei "Wasraschdane" ("Wiedergeburt") aufgerufen. Zu einem zweiten Protest rief die kleine pro-europäische Partei "Da, Balgaria" ("Ja, Bulgarien") auf. In einer Mitteilung der regierungskritischen Partei hieß es: "Wir widersetzen uns der erniedrigenden Rolle eines Lakaien und eines Kuriers, die der bulgarische Staat wegen Borissow einnimmt."

Der bulgarische Ministerpräsident Boiko Borissow ist Gastgeber des Spitzentreffens. In der Hauptstadt Sofia hängten Erdoğan-Gegner ein Transparent mit der Aufschrift "Erdoğan ist unerwünscht" an eine Brücke, die zum Tagungszentrum der aktuellen bulgarischen EU-Ratspräsidentschaft im Nationalen Kulturpalast führt.

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Erdoğan (li.) traf ungeachtet der Proteste den bulgarischen Regierungschef Borissow (re.).
Foto: Kayhan Ozer/Pool Photo via AP

Erdoğan machte sich am Montagnachmittag von Istanbul aus auf den Weg nach Warna. Der erste Gipfel der EU-Spitzen mit Erdoğan seit zehn Monaten wird von Spannungen überschattet. Für die Europäische Union nehmen an dem Arbeitsessen am Abend im Warna Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker und Ratspräsident Donald Tusk teil. Schon vor seiner Reise nach Bulgarien äußerte Erdoğan die Absicht, mit den EU-Spitzen auch über einen Beitritt seines Landes zur Union zu sprechen. (red, APA, 26.3.2018)