Künstlerische Darstellung von Lineus longissimus für ein Buch über marine Würmer aus dem Jahr 1873.

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Uppsala – Mit bis zu 35 Metern Länge dürfte die Schnurwurmart Lineus longissimus beim Wettbewerb um das längste Tier der Welt gute Chancen zumindest auf einen Stockerlplatz haben. Ansonsten war über die Biologie der nördlichen Meeresbewohner bisher vergleichsweise wenig bekannt.

Ulf Göransson (Universität Uppsala), einer der weltweit führenden Experten für die seltsamen Tiere, berichtet nun im Fachjournal "Scientific Reports" über eine außergewöhnliche und zugleich überraschende Eigenschaft der Würmer: Sie verfügen über ein sehr spezielles Gift, das die Forscher angespülten Schnurwürmern entnahmen und im Labor genau untersuchten.

Wirkt gut gegen Insekten

Als Hauptbestandteil entpuppte sich ein Peptid namens 31-residue long α-1, das von den Forschern isoliert und auch synthetisiert wurde. Dieses Toxin öffnet die Natriumkanäle der Zellmembranen kurzzeitig, was beim vergifteten Lebewesen eine Lähmung auslöst. Verschiedene Insektenarten wurden durch das Gift im Experiment getötet, größere Tiere dürften es überleben. Der Wirkmechanismus des Toxins ist biochemisch so interessant, dass die Forscher über einen Einsatz als neuartiges Insektizid spekulieren.

Unklar ist allerdings, wofür die Schnurwürmer selbst das Gift brauchen – und ob andere Schnurwurmarten womöglich noch andere "interessante" Gifte in Verwendung haben. Bisher habe man von den rund 1200 bekannten Spezies des Stammes erst 17 genauer erforscht. (Klaus Taschwer, 26.3.2018)