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Ziel vieler demokratischer Kandidaten: das Kongressgebäude in Washington, D.C.
Foto: AP Photo/J. David Ake, File

Ein unpopulärer Präsident, die eigene Parteibasis motiviert wie selten und eine Wahl in wenigen Monaten: Die US-Demokraten scheinen auf der Gewinnerstraße für die Kongresswahlen im November zu sein. Nach langer Durststrecke könnten die Demokraten wieder die Mehrheit im Repräsentantenhaus erringen. Die Republikaner halten in der Kammer nur eine Mehrheit von 23 Sitzen.

Zwischenwahl nach Zwischenwahl haben die Demokraten in den vergangenen Monaten gewonnen – auch in traditionell republikanischen Hochburgen. Doch noch ist der Wahlsieg für die Demokraten nicht in trockenen Tüchern: Die größte Gefahr für die Demokraten könnten ausgerechnet sie selbst darstellen. Die parteiinternen Vorwahlen, in denen der Spitzenkandidat gewählt wird, könnten sich zum Albtraumszenario entwickeln.

Fünf Kandidaten für ein Ticket

Jüngstes Beispiel: der achte Kongressbezirk in Minnesota. Bisher war der ländliche, vom Bergbau geprägte Wahlbezirk fest in der Hand des demokratischen Abgeordneten Rick Nolan. Doch dieser hat sich entschieden, nicht wieder anzutreten. Gleich fünf Kandidaten rittern um die Gunst der demokratischen Wählerschaft für die Vorwahlen. Die Republikaner hoffen auf eine Selbstzerfleischung, und tatsächlich brechen bereits Richtungskämpfe in der Partei aus. In den Vorwahlen versuchen die Kandidaten primär die Parteibasis zu überzeugen, zugleich driftet die Partei aber nach links: Das ist gerade in Wahlbezirken wie jenem von Rick Nolan gefährlich.

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Gleich fünf Demokraten rittern um die parteiinterne Gunst, nachdem Abgeordneter Rick Nolan in Pension geht.
Foto: AP Photo/Jim Mone

Mit einer reinen Anti-Trump-Botschaft werden es die Demokraten in dem ländlichen Wahlbezirk schwer haben. Trump hat hier mit großen Vorsprung vor Hillary Clinton gewonnen. Schon vor Trump war die Partei zwischen dem Umweltschutzflügel und dem traditionellen Pro-Bergbau-Flügel der demokratischen Partei gespalten. Die von Trump angekündigten Schutzzölle auf Stahl, die hier populär sein dürften, haben die parteiinterne Debatte noch befeuert.

Ausschließlich Republikaner auf dem Wahlzettel

Eine sehr viel unangenehmere Überraschungen hält das Vorwahlsystem in Kalifornien – einer traditionellen Hochburg der Demokraten – bereit. Der "Golden State" hat ein sehr spezifisches Wahlgesetz: Jene beiden Kandidaten mit den meisten Stimmen aus den Vorwahlen schaffen es auf den Wahlzettel im November – egal, von welcher Partei sie sind.

Je mehr Kandidaten bei den Demokraten um die Wählergunst in den parteiinternen Vorwahlen kämpfen, desto größer ist die Gefahr, dass sich kein klarer Spitzenkandidat herauskristallisiert und die Stimmen so aufgeteilt werden, dass jeder demokratische Vorwahlkandidat weniger Stimmen hat, als die – üblicherweise wenigen – republikanischen Kandidaten. Bereits im Jahr 2012 hat das dazu geführt, dass in einem traditionell demokratischen Wahlbezirk in Kalifornien zwei Republikaner auf dem Wahlzettel standen.

67 Demokraten für 14 Wahlbezirke

Das ist besonders in den wenigen von Republikanern gehaltenen Wahlbezirken in Kalifornien, die die Demokraten im November erobern wollen, eine Gefahr. In diesen 14 kalifornischen Kongressbezirken rittern 67 Demokraten um die Gunst der Vorwahlstimmen. In einigen Vorwahlen können die Wähler zwischen sieben oder gar acht demokratischen Kandidaten aussuchen – ein letzter Hoffnungsschimmer für die Republikaner. (red, 2.4.2018)