Die von den Betroffenen selbst erstellten Pornoclips wurden plötzlich gesperrt oder gelöscht.

Foto: derStandard.at/Pichler

Nicht schlecht staunten in den vergangenen Wochen einige Nutzer von Google Drive. Denn Sex-Videos, die sie auf dem Cloudspeicher hinterlegt hatten, waren plötzlich nicht mehr zugänglich oder sogar gelöscht worden. Allerdings nicht aus urheberrechtlichen Gründen, denn es handelte sich um ihre eigenen Aufnahmen, berichtet Motherboard.

Als Beispiel nennt man etwa Avey Moon, die unter anderem mit Livesex-Streams auf der Plattform Chaturbate Geld verdient. Sie wollte einem Nutzer, der einen Wettbewerb auf ihrem Kanal gewonnen hatte, ein für ihn erstelltes Video mit dem Titel "POV Blowjob" schicken. Dieses hatte sie auf ihrem Drive-Account hinterlegt. Sie konnte es jedoch nicht für ihn freigeben. Eine konkrete Begründung lieferte die Fehlermeldung allerdings nicht.

Die Darstellerin fürchtete eine Beschwerde bei Chaturbate durch den Nutzer, da sich dieser geprellt vorkommen könnte. Sie hatte allerdings Glück, er zeigte stattdessen Verständnis für ihr Problem. Moon ist allerdings kein Einzelfall.

Verbot bislang nicht exekutiert

Motherboard konnte fünf weitere Personen im Erotikgeschäft ausfindig machen, die plötzlich eigene Videoclips nicht mehr herunterladen oder teilen konnten. Die Betroffenen begannen, Tipps bezüglich anderer Cloudstorage-Anbieter auszutauschen.

Google verwies die Journalisten auf die Nutzungsbedingungen für Drive. Dort wird die Verwendung des Dienstes für "sexuell explizite oder pornografische Bilder und Videos" verboten. Zudem gestattet man auch keine Inhalte, die zu kommerziellen Pornoangeboten im Netz führen. Einzig das Schreiben über Sex und Pornos ist erlaubt, solange eben kein anzügliches Bildmaterial zum Einsatz kommt. Überprüft werden Inhalte laut Google sowohl mittels automatisierter Systeme, als auch manuelle Durchsicht.

Die kürzlich aufgetauchten, öffentlichen Beschwerden legen nahe, dass diese Richtlinien bislang offenbar weniger rigide exekutiert wurden oder Google seine Erkennungsmechanismen verbessert hat.

Vorauseilender Gehorsam?

Für manche Betroffenen hat das ernsthafte Konsequenzen. Eine Darstellerin betreibt ihre einschlägigen Livestreams als Vollzeitbeschäftigung und hinterlegt ihre Videos seit über fünf Jahren bei Google Drive. Das System scheint dabei konkret auf explizite Videos anzuspringen, unabhängig davon, ob der Name der Clips bereits auf anzügliche Inhalte hinweist. Fotos scheinen unbehelligt zu bleiben.

Die Gründe dafür sind unklar, eine Darstellerin vermutet, dass Google vorauseilenden Gehorsam bezüglich eines Gesetzesentwurfes leistet, der derzeit noch im US-Seat abgestimmt werden muss und Sexarbeitern künftig ihren Beruf stark erschweren könnte.

"Es ist sehr unterdrückend und verwandelt meinen Job in eine Hölle", kommentiert Moon die Situation. "Ich finde nicht, dass Google erlaubt sein sollte, zu diktieren, was sich zwei Erwachsene mit gegenseitiger Zustimmung per E-Mail schicken." (red, 27.03.2018)