Bild nicht mehr verfügbar.

Drahtzieher der Ausweisungen aus russischer Sicht: Die Amerikaner. Im Bild: Das Kapitol zu Washington, Sitz des US-Kongresses.

Foto: AP Photo/J. David Ake

Bild nicht mehr verfügbar.

Das russische Konsulat in Seattle müsse geschlossen werden, entschied die US-Regierung. Russland verspricht eine Revanche.

Foto: REUTERS/Lindsey Wasson

London/Moskau – Russlands Außenminister Sergej Lawrow hat die USA für die Ausweisung zahlreicher Diplomaten seines Landes aus westlichen Staaten verantwortlich gemacht. Die Ausweisungen seien das "Ergebnis kolossalen Drucks, kolossaler Erpressung" seitens Washingtons, sagte Lawrow am Dienstag in Usbekistan. Dies sei Washingtons "Hauptinstrument auf der internationalen Bühne".

Das Vorgehen spiegle lediglich den Willen der herrschenden Eliten wider, nicht jedoch den der einfachen Bürger, so Lawrow. Russland werde reagieren, daran bestehe kein Zweifel, fügte er hinzu. Ein solches "launisches Verhalten" könne nicht unbeantwortet bleiben. Zuvor hatte bereits die Regierung in Moskau harte Gegenmaßnahmen angekündigt.

Twitter-Abstimmung

Auf ihrem Twitter-Account hat die russische Botschaft eine Abstimmung gestartet, welches amerikanische Konsulat als Reaktion auf die Schließung des russischen Konsulats in Seattle geschlossen werden solle.

26 Staaten wiesen Diplomaten aus

Zuvor hatten 26 Staaten als Reaktion auf den Giftangriff auf den ehemaligen russischen Doppelagenten Sergej Skripal am 4. März im britischen Salisbury in einer koordinierten Aktion mehr als 110 russische Diplomaten zur Ausreise aufgefordert.

Auch die Nato hat sieben Mitarbeitern der russischen Vertretung bei der Allianz die Akkreditierung entzogen. Die Personalstärke werde außerdem auf 20 von bislang 30 Mitarbeitern begrenzt, teilte Generalsekretär Jens Stoltenberg am Dienstag in Brüssel mit.

Österreich will dagegen vorerst keine Diplomaten ausweisen und "alle Gesprächskanäle offenlassen", wie Außenministerin Karin Kneissl am Dienstag wissen ließ. Gegenüber der APA erklärte Kneissl am Dienstag, sie fordere eine "volle Aufklärung der Sachverhalte". Doch selbst wenn sich herausstelle, dass Russland für den Anschlag von Salisbury verantwortlich sei, werde sich Österreichs Haltung wahrscheinlich nicht ändern.

"Wir brennen hier überhaupt nichts nieder", sagte Kneissl am Dienstagabend in Belgrad. "Wir sind zweifellos ein Land des Westens", betonte sie. Wer das anzweifle, "weiß nicht, wovon er spricht".

Kneissl reagierte damit auf die Kritik des früheren OSZE-Sonderbeauftragten zum Kampf gegen Radikalisierung, Peter Neumann. "Das ist Österreich, wie es seine Brücken zum Westen niederbrennt", twitterte der Londoner Terrorexperte.

Auch der frühere schwedische Außenminister Carl Bildt hatte auf Twitter unter Verweis auf die Begründung für die Nichtteilnahme Österreichs an der Aktion zur Ausweisung russischer Diplomaten gemeint, dass "die Neutralität kaum mit der EU-Mitgliedschaft kompatibel" sei.

Styria

Doch in der Situation sei Österreich noch nicht, "das ist reiner Konjunktiv", betonte Kneissl, die sich gerade auf einer Tour durch Südosteuropa befindet. Unter den gegenwärtigen Umständen sei jedenfalls die "Aufrechterhaltung aller Kommunikationskanäle wesentlich". Gerade in schwierigen Zeiten müsse man "Vermittler" sein und den Dialog aufrechterhalten, sagte die Außenministerin mit Verweis auf die österreichische Neutralität.

London beschuldigt Moskau

London macht Moskau für den Angriff verantwortlich, bei dem das in der Sowjetunion entwickelte militärische Nervengift Nowitschok eingesetzt worden sein soll. Russland weist den Vorwurf zurück und fordert gemeinsame Ermittlungen zu dem Vorfall. (red, APA, 27.3.2018)