"Brieflos" mit Peter Rapp.

Foto: tvthek.orf.at/screenshot

"Bingo" mit Dorian Steindl.

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Wien – Casinos-Vorstand Dietmar Hoscher hat sich gerade vom Küniglberg verabschiedet. Dem ab Mai neuen Stiftungsrat des ORF dürfte sein bisheriger Vorsitzender nicht mehr angehören. Und mit Hoscher sollen auch bald – wenn auch ohne kausalen Zusammenhang – zwei jahrzehntealte TV-Formate der Casinos-Tochter Österreichische Lotterien aus dem ORF verschwinden.

Ende 2018 steht die "Brieflos-Show" mit Peter Rapp nach 30 Jahren im ORF-Fernsehen, früher "Millionenrad", vor dem "rien ne va plus". Ebenso "Bingo" nach gut zwei Jahrzehnten. Regisseure der Sendung schauen sich schon nach neuen Aufgaben um. Ihr Studio, erst 2014 mit den Lotterien kostenintensiv mit großzügigen LED-Screens rundum neu gestaltet, soll unter die Abrissbirne des "Plan B" kommen – um auf dem Küniglberg Platz zu machen für Ö3 und den neuen Newsroom im Wiener ORF-Zentrum.

ORF: "Nicht mehr zeitgemäß"

Lotterien-Sprecher Martin Himmelbauer bestätigt dem STANDARD das Aus für die beiden Formate. Evaluierungen hätten zu der Entscheidung geführt; das habe aber nichts mit den Lotterie-Produkten zu tun, betont er.

Der ORF erklärt das Ende ähnlich: "Die laufende Evaluation der partnerschaftlichen Zusammenarbeit hat gezeigt, dass die Aufmachung von "Bingo" und "Brieflos" als nicht mehr zeitgemäß erachtet wird. Dies bedeutet auch, dass die beiden entsprechenden Sendungen nur noch bis Jahresende 2018 im ORF zu sehen sind."

Update: Medienbehörde: Nicht rechtmäßig

Die Medienbehörde KommAustria dürfte einen wesentlichen Teil zu der Entscheidung beigetragen haben: Vor wenigen Tagen entschied sie, dass "Brieflos-Show" und "Bingo" das ORF-Gesetz verletzen – mehr dazu hier.

Neue Formate

Wie füllt der ORF die Zeitzonen am Samstag- und Sonntagvorabend, wo die beiden Lotterien-Formate immerhin 300.000 bis 400.000 Zuschauer haben? "Der ORF arbeitet bereits an der Entwicklung neuer Formate für diese Zeitzonen", verlautet auf Anfrage vom Küniglberg.

ORF an Bord der Lotterien

Der ORF hält durchgerechnet rund sechs Prozent an den Österreichischen Lotterien. Das bringt dem ORF Jahr für Jahr einstellige Millionenbeträge Beteiligungsgewinn. Der ORF zeigt die Ziehungen und veröffentlicht deren Ergebnisse. Dafür zahlen die Lotterien (wie auch Zeitungen) Beiträge, die unter "mediale Unterstützung" laufen. Laut ORF-Jahresbericht brachte sie dem öffentlich-rechtlichen Medienhaus 17,8 Millionen Euro, die unter Lizenzerträgen, Erträgen und Programmverwertung verbucht werden.

Himmelbauer bestätigt, dass "Brieflos" und "Bingo" Teil dieser "medialen Unterstützung" sind. Das bedeute nicht zwingend Reduktion; man rede über neue Formate, zuletzt sei die "Lotto Plus"-Ziehung dazugekommen. Ziehungen gibt es weiter, und jedenfalls 2018 die sommerlichen Geldduschen des "Money Maker".

Wo bleibt Rapp?

Und was treibt Peter Rapp künftig, nach dem Ende der "Brieflos-Show"? "Die Moderatoren wurden über das Auslaufen der Sendungen mit Jahresende informiert", heißt es auf Anfrage beim ORF: "Über mögliche weitere Tätigkeiten wird es Gespräche geben."

ORF-General Alexander Wrabetz wird seinen Ex-Stiftungsratschef Hoscher auch weiterhin treffen: Wrabetz ist Aufsichtsrat der Österreichischen Lotterien. (fid, 28.3.2018)