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Bären mit Jungen dürfen in Schweden nicht bejagt werden. Diese Vorschrift hat sich auf ihr Verhalten ausgewirkt.

Foto: REUTERS/Vasily Fedosenko

Wien – Man könnte intuitiv annehmen, dass stark bejagte Tiere ihre Vermehrungsrate erhöhen, um Verluste auszugleichen. Tatsächlich aber ist zumindest bei schwedischen Braunbären das Gegenteil der Fall: Ein internationales Forschungsteam mit österreichischer Beteiligung hat festgestellt, dass dort viele Bärinnen ihren Nachwuchs länger bei sich behalten als solche die keinem Jagddruck ausgesetzt sind. Das ist eine Folge von Schwedens Jagdvorschriften, zeigen die Wissenschafter im Fachblatt "Nature Communications".

Bereits seit Mitte der 1980er-Jahre folgen Forscher vor allem der Entwicklung der schwedischen Braunbär-Population. Im Rahmen des Scandinavian Brown Bear Project werden beispielsweise mit Sendern Informationen über die Lebensweise der Tiere gesammelt. Seit dem Ende der 1990er-Jahre ist auch Andreas Zedrosser, der am University College of Southeast Norway und am Institut für Wildbiologie und Jagdwirtschaft der Universität für Bodenkultur (Boku) Wien tätig ist, an dem Projekt beteiligt.

Im Familienverband geschützt

Daten aus zwei Jahrzehnten zu den Überlebens- und Reproduktionsraten zeigen nun, wie sehr die Jagd das Verhalten der Tiere verändert. In Schweden werden jedes Jahr immerhin rund zehn Prozent der insgesamt etwa 3.000 Braunbären geschossen. Sind sie jedoch im Familienverband unterwegs, dürfen sie nicht gejagt werden.

Das Wissenschafterteam um die kanadische Forscherin Joanie Van de Walle zeigte nun, welche Auswirkungen dies hat: In der Regel behalten weibliche Bären ihre Jungen eineinhalb Jahre bei sich. Im Verlauf der vergangenen zwei Jahrzehnte nahm aber die Zahl jener Bärinnen zu, die ihren Nachwuchs zweieinhalb Jahre bei sich behielten.

Weniger Nachwuchs, höhere Überlebenschancen

Das verlängerte Kinderhüten hat zur Folge, dass sie weniger Möglichkeiten zur Fortpflanzung haben. Aufgrund der geltenden Jagdbestimmungen überwiegen aber die Vorteile der höheren Überlebensraten für Mutter und Nachwuchs die Nachteile der selteneren Fortpflanzung. Hier werde klar, wie menschliches Verhalten bei Tieren ein eher unübliches Verhalten in relativ kurzer Zeit fördern kann.

"Unsere Studie zeigt, dass Jagdbestimmungen indirekt zu langsameren Lebenszyklen führen können", schreiben die Wissenschafter. Das sei interessant, da bisher oft beobachtet wurde, wie Jagddruck zu Fortpflanzung in jüngerem Alter führte und Tiere zu einem insgesamt schnelleren Lebensrhythmus nötigte. (APA, red, 28.3.2018)