Peter Henning, "Mein Schmetterlingsjahr. Ein Reisebericht". € 20,60 / 228 Seiten. Theiss, Darmstadt 2018

Peter Henning war ein Bub, als eine Liebe begann, die auch noch über fünfzig Jahre später in alter Frische anhält: Hennings polnischer Ziehvater hielt ihm irgendwann in den 1960er Jahren seine zu einer Hohlkugel geformten Hände hin, in denen ein Tagpfauenauge flatterte. Der damals Siebenjährige hielt sein Ohr an die Öffnung des Handgefängnisses, hörte ein ihm magisch erscheinendes Geräusch – und war fortan quasi auf Falter "geprägt", um es mit einem Bergriff der Verhaltensforschung zu formulieren.

Als Journalist schrieb er in der "FAZ" und in der Wochenzeitung "Die Zeit" immer wieder über sein Hobby, das neben dem Aufspüren seltener Falter auch in der Zucht der ephemeren Wesen besteht. Mittlerweile ist Henning 59 Jahre alt, freier Schriftsteller und mehr denn je Schmetterlingsliebhaber. Also gönnte er sich neun Monate Auszeit, um in halb Europa Exkursionen zu seltenen Faltern zu unternehmen, beginnend auf der griechischen Insel Samos und endend am Kleinen Arbersee im Bayerischen Wald, wo sich Henning zu guter Letzt an seinen ersten Großen Schillerfalter erinnert, dessen Anblick ihm mit elf Jahren ein einzigartiges Glücksgefühl bescherte.

Einblicke in verschiedene Biotope

Dazwischen und danach vermittelt Henning in "Mein Schmetterlingsjahr" jede Menge wissenswerter Details über die wundersamen Schuppenflügler, deren Metamorphose vom Ei über die Raupe und die Puppe bis zum Falter jahrelang dauern kann, während das eigentliche Dasein als Schmetterling oft schon nach wenigen Tagen vorbei ist. Dabei gewinnt man nicht nur Einblicke die faszinierende Welt der Schmetterlinge, sondern auch in die Spezies der Hobby-Schmetterlingsforscher.

WBG – Wissen verbindet

Etwas enttäuschend sind nur die Abbildungen: Die üppig über den Text verteilten schwarzweißen Schmetterlingszeichnungen sind nur Vignetten, aber keine Illustrationen.

Es gibt relativ viele Schriftstellerinnen und Schriftsteller, die mehr oder weniger professionelle Lepidopterologen waren und sind – von Vladimir Nabokov bis zur Österreicherin Andrea Grill. Henning, ein Amateur (lateinisch für Liebhaber), hat mit "Mein Schmetterlingsjahr" fraglos eines der gelungensten Bücher über die flatterhaften Wesen verfasst. (Klaus Taschwer, 30.3.2018)