Gute Miene zu gutem Spiel: Österreichs Teamchef Foda.

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Luxemburg/Wien – Eventuell wird sich Franco Foda am Samstag Austria gegen Altach anschauen, vielleicht auch eine andere Bundesligapartie, fünf stehen zur Auswahl. Der 51-jährige Teamchef kehrt also in den Alltag zurück, er wird beobachten, Videos von den nächsten Gegnern analysieren. Und die sind immerhin Russland (30. Mai, Innsbruck) Deutschland (2. Juni, Klagenfurt) und Brasilien (10. Juni, Wien). "Zweimal Weltspitze, das ist eine enorme Herausforderung. Wir müssen an die Schmerzgrenze gehen und mutig sein. Denn Angst ist ein schlechter Ratgeber im Fußball."

Mehr als eine Woche lang genoss der Deutsche den Geruch des Rasens, Österreich lieferte zwei sehr solide Länderspiele ab, am Freitag ein 3:0 in Klagenfurt gegen Slowenien, am Dienstag ein 4:0 in Luxemburg. Von den 180 Minuten sind laut Foda 150 wirklich gut gewesen, nur die ersten zehn gegen Slowenien ("Wir hatten keine Sicherheit") und 20 nach dem 1:0 gegen Luxemburg ("Zu langsam") waren fern jeglicher Berauschung. Trotzdem. "Es ist uns im Wesentlichen gelungen, eine gewisse Euphorie zu entfachen."

Foda lobte die Einstellung aller Spieler. "Nach dem dritten Tor gegen Luxemburg wollten wir unbedingt das vierte. Sie blieben hungrig, das ist der einzige Weg, schließlich spielen sie für ihr Land."

Sonderlob für den "Herzensguten"

Ein Sonderlob bekam Marko Arnautovic, der drei der sieben Tore erzielte. "Er hat unglaubliche Qualitäten, wir gehen offen miteinander um. Es gibt keine schwierigen Spieler. Marko ist ein herzensguter Mensch, er übernimmt Verantwortung, hat auch in der Defensive große Fortschritte gemacht." In der Addition der beiden Partien imponierte auch Sebastian Prödl als Abwehrchef. Julian Baumgartlinger bestätigte, warum er Kapitän ist. "Er geht immer voraus. Wichtig ist aber die Mannschaft." Foda kann aus dem Vollen schöpfen, ihm taugt die Qual der Wahl, 14 bis 15 Akteure bilden den harten Kern. "Die anderen Plätze sind offen, jeder, der in sehr guter Verfassung ist, wird von mir eingeladen."

Vorgänger Marcel Koller wurde mitunter vorgeworfen, einer geschlossenen Gesellschaft vorzustehen, jetzt dürfte es zumindest eine halb-offene sein. Sogar in der heimischen Liga engagierte Profis müssen nicht hadern und traurig sein, diesmal waren Xaver Schlager und Peter Zulj erstmals geladen. Das neu einstudierte 3-4-3-System hat gegen Slowenien funktioniert, das 4-2-3-1 steckt sowieso in den Beinen und Köpfen. Die Entwicklung weiterer Varianten ist nicht auszuschließen, Foda schätzt Flexibilität.

Vorbereitung auf die Großen

Der Heuler gegen Deutschland war binnen zwei Stunden ausverkauft, der Vorverkauf für Brasilien startet am 6. April. Da das Happel-Stadion größer ist, könnte es vier bis acht Stunden dauern. Die Vorbereitung muss penibel geplant werden, die österreichische Meisterschaft endet erst am 27. Mai. Das Trainingslager in Innsbruck vor der Russland-Partie wird dezent sein.

Nach Deutschland wird das urlaubsreife Personal zwei bis drei Tage freibekommen, ehe es in Wien für Brasilien schwitzen soll. Foda: "Ich bin der Überzeugung, dass die Mannschaft fähig ist, sich weiter zu steigern. Es ist auch notwendig. Damit die Euphorie noch größer wird." (Christian Hackl, 29.3.2018)