Unverkennbar ein Nagetier: ein Graumull der Spezies Fukomys anselli.
Foto: Anfimo

Duisburg – Graumulle (Fukomys) sind nur in Afrika südlich der Sahara lebende Nagetiere, die unterirdische Tunnelsysteme anlegen und sich kaum jemals an die gefährliche Oberfläche vorwagen müssen. Auch ihre Nahrung – hauptsächlich Wurzelknollen und gelegentlich ein wirbelloses Tier – finden sie unter der Erde.

Blind sind die zehn bis zwanzig Zentimeter kleinen Tiere trotz ihrer Lebensweise nicht. Man hat aber herausgefunden, dass sie blaues Licht besser wahrnehmen können als andere Farben im Spektrum. Was hinter diesem Phänomen steckt, berichtet nun die Universität Duisburg-Essen, deren Zoologen die bei uns wenig bekannten Tiere seit Jahren studieren.

Zusammenhänge

Das Team um Yoshiyuki Henning konzentrierte sich für seine aktuelle Studie auf das Schilddrüsenhormon Thyroxin. Dieses spielt unter anderem eine Rolle in der Wahrnehmung des sichtbaren Lichtes. "Graumulle haben nur eine sehr niedrige Konzentration von Thyroxin im Blut, die bei anderen Säugetieren zu schwerwiegenden gesundheitlichen Problemen führen würde", sagt Henning. "Das liegt daran, dass sie ihren Grundumsatz niedrig halten müssen, um in den Tunneln Energie zu sparen und nicht zu überhitzen."

Die Forscher erhöhten versuchsweise die Konzentration des Thyroxins – und beobachteten Erstaunliches: Der Grundumsatz der Tiere veränderte sich nicht, wohl aber die Empfindlichkeit für das Sehen von grünem Licht. "Die Antwort auf die Frage, warum Graumulle ausgerechnet blaues Licht wahrnehmen können, liegt also in ihrer besonderen Schilddrüsenhormonphysiologie und ist ein reiner Nebeneffekt der Stoffwechselregulation", sagt Henning.

Die neuen Erkenntnisse sind nicht nur für Zoologen relevant, sie helfen auch dabei, den Einfluss von Hormonen auf verschiedene Organsysteme besser zu verstehen. "Solche vergleichenden Ansätze sind notwendig, um die Vielseitigkeit hormoneller Regulationsmechanismen zu entschlüsseln", sagt Henning. Auch menschliche Erkrankungen könne man so besser verstehen lernen. (red, 29. 3. 2018)