Der Kunde legt den groben Rahmen fest, die Details der Geldanlage regelt der Robo-Advisor.

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Wien – Keine Lust, wenig Zeit und mitunter auch nicht viel mehr Kenntnisse über Geldanlage – wo früher Bankberater die Lücken füllten, übernehmen nun immer öfter sogenannte Robo-Advisors die Veranlagung des Ersparten. Das sind im Grunde Computerprogramme, die auf der Basis gewisser Kundenpräferenzen die Investitionen in Aktien, Anleihen oder Rohstoffe übernehmen. "Wir machen digitale Geldanlage und managen für unsere Kunden Portfolios", sagt Florian Prucker.

Der Tiroler ist einer von vier Gründern des in Deutschland und Großbritannien zugelassenen Vermögensverwalters Scalable Capital, der anders als herkömmliche Mitbewerber einen Robo-Advisor einsetzt. Auf Basis der Risikobereitschaft des Kunden, laut Prucker das wichtigste Kriterium, werden die Aktien-, Anleihen- und Rohstoffquoten festgelegt und laufend angepasst. Schrillen bei einem täglichen Stresstest die Alarmglocken, wird das betroffene Kundenportfolio umgeschichtet.

Veranlagung über ETFs

Die Veranlagung erfolgt nicht über einzelne Wertpapiere oder klassische Investmentfonds, sonder über kostengünstigere Indexprodukte, die in börsennotierter Ausführung auch Exchange Traded Fund (ETF) genannt werden. Diese bilden je einen Index für eine Anlageklasse und Region ab – kombiniert man mehrere, kann man auf diese Weise leicht ein breit gestreutes Portfolio kreieren.

Dabei kommt auch eine der Dienstleistungen von Scalable ins Spiel, nämlich die ETF-Auswahl. Unter 2000 Produkten werden laut Prucker laufend die besten ausgewählt, die in die Kundendepots wandern. "Wir haben eine klare Präferenz, physisch zu investieren." Also bei jenen ETFs zuzugreifen, die den jeweiligen Index durch tatsächlich gekaufte Aktien und Anleihen abbilden, statt auf synthetische, die Derivatkonstrukte verwenden. "Die Kunden fühlen sich auch wohler damit", sagt Prucker.

Angepasstes Steuereporting

Ein weiteres Service für österreichische Kunden liegt in der Besteuerung. Da die Scalable-Depots bei der deutschen Baader Bank geführt werden, unterliegen die Kapitalerträge weder der deutschen Abgeltungssteuer noch dem österreichischen KESt-Abzug. Für die Abrechnung im Rahmen der Einkommensteuererklärung erhalten Kunden ein spezielles, auf österreichisches Recht angepasstes Steuerreporting. "Damit können Kunden ohne eigene Berechnungen die Besteuerung durchführen", erklärt Prucker.

Unterm Strich soll die Geldanlage über Robo-Advisors einfacher, fairer, transparenter und kostengünstiger werden, erläutert Prucker: "Wir glauben, dass digitale die klassische Geldanlage verdrängen wird." Wachstum erzielt seine Firma auch über Kooperationen. Etwa in Deutschland mit Siemens, wo Mitarbeiter samt Familien über das Intranet auf Scalable zugreifen und "eine Art private Vorsorge" verwalten können. Eine andere Partnerschaft besteht mit der Onlinebank ING Diba, wo Kundengelder offiziell bei der Bank bleiben, aber von Scalable investiert werden. Insgesamt verwaltet die 2014 gegründete Firma laut Prucker mit fast 75 Mitarbeitern mehr als 600 Millionen Euro von 20.000 Kunden. "Das macht uns zur Nummer zwei unter den Robo-Advisors in Europa." (Alexander Hahn, 31.3.2018)