Kairo – Bei der Präsidentenwahl in Ägypten ist Staatschef Abdel Fattah al-Sisi nach Angaben der Staatsmedien im Amt bestätigt worden. Nach ersten Prognosen habe er 92 Prozent der Stimmen auf sich vereint, hieß es am Donnerstag in den Berichten der staatlichen Medien.

Bei dem international kritisierten Urnengang gab es mit Mussa Mostafa Mussa nur einen weiteren Kandidaten, der aber seine Unterstützung für den Staatschef bekundet hatte. Allen anderen wurde die Teilnahme von der Regierung verunmöglicht. Das endgültige Ergebnis wird am Montag erwartet. Alle aussichtsreichen Konkurrenten hatten sich im Jänner aus dem Rennen zurückgezogen und über Repressalien geklagt.

Getrübter Sieg

Sisis Sieg ist allerdings getrübt, denn zuvor hatte sich zum Ende der dreitägigen Präsidentenwahl eine niedrige Beteiligung abgezeichnet. In den ersten zwei Tagen habe sie lediglich bei 21 Prozent gelegen, verlautete aus Kreisen der Wahlbeobachter. Für Mittwoch, den letzten Wahltag, lagen zunächst keine konkreten Schätzungen vor, doch die Wahllokale schlossen einem Bericht der staatlichen Nachrichtenagentur zufolge eine Stunde später als angekündigt. Kurz zuvor hatte die Wahlkommission noch an die Bürger appelliert, an die Urnen zu gehen. Auch gab es Berichte über Bestechungsversuche.

Am letzten Tag der Präsidentenwahl in Ägypten hatte die Wahlkommission Nichtwählern sogar mit einer Geldstrafe gedroht. Staatliche Medien berichteten am Mittwoch, dass eine entsprechende Regelung im Wahlrecht angewandt werden könne und Nichtwähler dann eine Strafe von 500 Ägyptischen Pfund (etwa 23 Euro) bezahlen müssten. Dies ist vor allem für einkommensschwache Familien sehr viel Geld.

Geld für die Stimme

Die Wahlkommission fand eindringliche Worte, um die Ägypter zur Stimmabgabe zu bringen: "Zeigen Sie der Welt, dass Ägypten immer Geschichte schreibt", sagte Kommissionschef Laschin Ibrahim im landesweiten Fernsehen. Die Ägypter seien schließlich Pharaonen, die für die Zivilisation der Welt gesorgt hätten. Das große Volk der Ägypter habe sich immer besonders treu und patriotisch gezeigt und die bösen Mächte besiegt.

Von Reuters befragte Wähler berichteten an den ersten zwei Wahltagen, dass ihnen Geld und Lebensmittel angeboten wurden, wenn sie ihre Stimme abgeben. Die Wahlkommission war für eine Stellungnahme dazu zunächst nicht zu erreichen.

Sisi war 2014 mit fast 97 Prozent zum Staatschef des nordafrikanischen Landes gewählt worden, zuvor hatte er bereits nach einem Putsch die Regierung übernommen. Damals hatten weniger als die Hälfte der Wahlberechtigten ihre Stimme abgegeben. Der heute 63-Jährige betrachtet sich als Garant von Stabilität und Sicherheit. Er wertet die Abstimmung als Referendum über seine bisherige Amtszeit. Dieses Jahr hatten sich die aussichtsreichsten Gegenkandidaten im Jänner aus dem Rennen zurückgezogen und über Repressalien geklagt. (Reuters, 29.3.2018)