Bilder nach dem "Anschluss": Bücherverbrennung auf dem Residenzplatz in Salzburg am 30. April 1938.

Foto: Stadtarchiv Salzburg, Fotoarchiv Franz Krieger

Salzburg – Im Gedenkjahr 2018 hat sich das Salzburg-Museum mit der Ausstellung Anschluss, Krieg & Trümmer an die Aufarbeitung der eigenen Geschichte während der nationalsozialistischen Herrschaft ab 1938 und deren Folgen nach 1945 gemacht.

In einem Extraraum lassen sich einzelne Orte und Personen mittels interaktiver Technologie näher erforschen: So bringt etwa das Taferl mit der Haydnschule die Geschichte des Lehrers und Widerstandskämpfers Josef Reischenböck zum Vorschein, der 1943 von den Nazis ermordet wurde. Die eigentliche Schau ist chronologisch aufgebaut: beginnend mit dem "Anschluss" bis zu den "Neuanfängen" nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs respektive bis in die Gegenwart – mit den noch immer aktuellen Fragen der Restitution von Sammlungsbeständen.

Jedem Jahr ist dabei ein eigener Abschnitt und ein übergeordnetes Thema gewidmet. Fotos, Briefe, Dokumente, Poster, Propagandamaterial und Filmausschnitte werden von Tafeln mit historischen Eckdaten "eingerahmt". Dadurch sollen die kulturpolitischen Ziele der Nazis und die Involvierung der Salzburger Institutionen sichtbar gemacht werden: etwa im Dienste der Propaganda den "Anschluss" und in weiterer Folge die gesamte NS-Okkupations- und Expansionspolitik zu rechtfertigen.

Zum freien Museumseintritt ein Packerl Tschick

Basis und Hauptaufgabe – nicht nur des Salzburg-Museums, aber an ihm exemplarisch dargestellt – war die vollkommene Einbindung in den Dienst der NS-Ideologie und ihre Propaganda.

Jeder Zeit ihre speziellen "kulturpolitischen" Aufgaben: 1941 befand sich der fast ganz Europa unterjochende NS-Kriegs- und Terrorapparat auf dem Höhepunkt der Macht, gleichzeitig begann die systematische Ermordung der Juden – während im Salzburg-Museum zwei Prominente im Sinne der Propaganda instrumentalisiert wurden: Der 400. Todestag von Paracelsus und der 150. von Mozart dienten einerseits der Konstruktion eines deutschen Kulturerbes, andererseits ganz profan als Placebo für Fronturlauber, die zum freien Museumseintritt auch noch ein Packerl Zigaretten erhielten.

Es ist diese Verschränkung verschiedener Ebenen, also auch des Alltags mit der musealen "Kulturarbeit" der Zeit, die Anschluss, Krieg & Trümmer spannend macht. 1940 steht der Kunstraub im Mittelpunkt, 1942 angesichts wenig rosiger Nachrichten von den Kriegsfronten die konsequenten Bekenntnisse zum "Endsieg".

Nach Kriegsende wurde über persönliche Verstrickungen und die willfährige Eingliederung in die kulturellen "Sturmtruppen" geschwiegen. Es galt, das durch Bomben zerstörte Haus wiederaufzubauen. So konnte im September 1954 mit Kurt Willvonseder ein ehemaliger SS-Obersturmführer und Mitarbeiter des SS-"Ahnenerbes" zum Museumsdirektor aufsteigen. (Gerhard Dorfi, 30.3.2018)