Am Ostersonntag werden noch viel mehr Gläubige den Petersplatz bevölkern als am vergangenen Palmsonntag (Bild). Italiens Sicherheitsbehörden arbeiten mit Hochdruck.

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In Italien vergeht derzeit kaum ein Tag, an dem die Polizei nicht Verhaftungen radikalisierter Islamisten oder von "Schläfern" vornimmt. Am Mittwoch wurden in den Regionen Latium und Kampanien vier Personen festgenommen: Bei allen handelt es sich um Tunesier, die dem Netzwerk des Berlin-Attentäters Anis Amri angehört haben sollen. Ein fünfter Haftbefehl wurde gegen einen Palästinenser ausgestellt, der in Rom bereits im Gefängnis sitzt. Freitag Früh wurde ein in Italien lebender Marokkaner unweit der piemontesischen Stadt Cuneo wegen Terrorverdachts festgenommen worden.

Anis Amri war am 19. Dezember 2016 in Berlin mit einem Lkw in einen Weihnachtsmarkt gerast und hatte dabei elf Menschen getötet. Zuvor hatte er den Fahrer des Lastwagens umgebracht. Nach der Tat flüchtete Amri über Frankreich nach Italien, wo er am 23. Dezember in der Nähe von Mailand bei einer Personenkontrolle durch zwei Polizisten entdeckt wurde und in der Folge eines Kampfes erschossen wurde.

Die am Mittwoch verhafteten Tunesier gerieten bei der Auswertung von Amris Mobiltelefon ins Visier der Fahnder und wurden dann intensiv überwacht. In einem abgehörten Telefonat erklärte einer der Verdächtigen, man müsse "den Ungläubigen den Kopf und die Genitalien abschneiden".

Abgehörte Telefonate ...

In anderen abgehörten Gesprächen lamentierten sie darüber, dass die Italienerinnen "halbnackt" herumliefen und dass in Tunesien die Scharia nicht angewendet werde und keine Kopftuchpflicht bestehe.

Mindestens einer der Verhafteten soll direkte Verbindungen zur Terrorgruppe "Islamischer Staat" (IS) unterhalten haben. Vor dieser Razzia waren bereits in Foggia (Apulien) und in der Nähe von Turin (Piemont) mutmaßliche IS-Mitglieder verhaftet worden.

"Die Terrorgefahr ist konstant hoch, und sie wird uns noch längere Zeit begleiten", erklärte der italienische Innenminister Marco Minniti am Mittwoch. Nach den militärischen Niederlagen im Irak und in Syrien habe der IS seine Strategie geändert: "Seit mindestens vier, fünf Monaten hat der IS seine Propaganda deutlich verstärkt – und dabei ist insbesondere Rom als stark symbolisches Zielobjekt einer neuen Terrorkampagne ins Visier geraten", betonte der Innenminister.

Es bestehe nun vermehrt die Gefahr, dass "einsame Wölfe" nach Europa einsickern könnten, um ihren "heiligen Krieg" auf dem Kontinent zu führen. Ihr Weg nach Europa könnte, so Minniti, nicht zuletzt über die Mittelmeerroute von Libyen nach Italien führen.

... und anonyme Briefe

Einmal mehr werden die Osterfeierlichkeiten in Rom und im Vatikan deshalb unter der höchsten Sicherheitsstufe stattfinden. Nach einem Hinweis der italienischen Botschaft in Tunis bezüglich eines anonymen Briefs, in welchem vor einer terroristischen Bedrohung in der Römer Innenstadt gewarnt wird, wurden die Sicherheitsvorkehrungen rund um den Vatikan schon am vergangenen Wochenende deutlich erhöht.

Papst Franziskus leitet an diesem Karfreitag wieder den traditionellen Kreuzweg in Rom. Zu der Zeremonie am Kapitol werden zehntausende Menschen erwartet.
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Die Osterfeiertage sind für die Sicherheitsbehörden aber generell jedes Jahr eine enorme Herausforderung. Rom ist jeweils schon in der Karwoche voller Touristen und Pilger – zum Osterwochenende selbst wird in der Ewigen Stadt rund eine halbe Million Gäste erwartet. Viele von ihnen interessieren sich weniger für die Papstzeremonien, sondern mehr für die weltlichen Sehenswürdigkeiten. Aus diesem Grund müssen nicht nur der Petersplatz und der Vatikan, sondern auch das Kolosseum, das Pantheon, das Forum Romanum, die Piazza Navona, die Fontana di Trevi, die Spanische Treppe und unzählige andere Monumente und Kirchen zusätzlich geschützt werden.

Die Touristen und Pilger werden schon am Flughafen und an der Stazione Termini Soldaten und Panzerfahrzeugen begegnen. Insgesamt sind jedes Jahr mehrere Tausend Beamte im Einsatz – uniformiert und auch in Zivil. (Dominik Straub aus Rom, 30.3.2018)